Der Kleinanzeigenportal-Betreiber Scout24 drängt Insidern zufolge kurz nach der Sommerpause an die Frankfurter Börse. Anfang September wolle das Münchener Unternehmen seine Absichten offiziell machen, vier Wochen später könnte die Scout24-Aktie erstmals an der Frankfurter Börse notiert werden, sagten zwei mit den Plänen vertraute Personen am Freitag.

Der Betreiber der Portale AutoScout24 und ImmobilienScout24 würde damit die erste Gelegenheit nutzen, die sich im Herbst für Börsengänge bietet. Schon Anfang August wolle der Vorstand das Unternehmen den ersten Analysten vorstellen, die Scout24 in Studien vor dem Börsengang beleuchten sollen.

1,5 Mrd. Euro an die Deutsche Telekom bezahlt

Scout24 gehört seit eineinhalb Jahren mehrheitlich den US-Finanzinvestoren Hellman & Friedman und Blackstone, die für eine 70-Prozent-Beteiligung 1,5 Mrd. Euro an die Deutsche Telekom bezahlt hatten. Im Herbst 2014 hatte Scout24 Börsenpläne wegen der schlechten Stimmung am Aktienmarkt wieder in die Schublade gelegt. Vom Gang an die Börse abbringen könnte Scout24 nun nur noch ein attraktives Übernahmeangebot, hieß es in Finanzkreisen. Scout24 und die Telekom wollten sich nicht zu den Plänen äußern, Hellman & Friedman war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Zuletzt hatte der Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 Insidern zufolge ein Auge auf Scout24 geworfen. Vorstandschef Thomas Ebeling hatte aber am Donnerstag Milliardendeals eine Absage erteilt. Hellman & Friedman sieht den Wert von Scout24 auf Basis des für 2016 erwarteten operativen Gewinns bei mehr als 3,5 Mrd. Euro – einschließlich Schulden von rund 650 Millionen. Die Platzierung von zunächst 25 Prozent der Anteile könnte damit rund 700 Mio. Euro einbringen. Die Deutsche Telekom hat bereits signalisiert, dass sie sich von weiteren Anteilen trennen könnte.

"Es ist kein Geheimnis, dass die Aktienmärkte gut laufen und dass digitale Assets gut bewertet sind"

Scout24-Chef Greg Ellis kämen die Börsenpläne zupass. Er will das Geschäft rund um Anzeigen für Immobilien und Autos mit Zukäufen voranbringen, wie er Reuters kürzlich gesagt hatte. Die Voraussetzungen für einen Börsengang seien gut. "Es ist kein Geheimnis, dass die Aktienmärkte gut laufen und dass digitale Assets gut bewertet sind", sagte Ellis. Die Entscheidung liege aber bei den Eigentümern.

ImmobilienScout24 ist mit gut zwölf Millionen Nutzern monatlich Branchenführer in Deutschland, AutoScout24 hinter der Plattform Mobile.de die Nummer zwei, in Europa jedoch die Nummer eins. Die Gruppe mit ihren rund 1.000 Mitarbeitern steigerte den Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft im vergangenen Jahr um elf Prozent auf 340 Mio. Euro. (APA, 31.7. 2015)