Franz Küberl fordert in Asylfragen ein Handeln der Verantwortlichen jenseits der Parteipolitik. (Mit Ernest Theußl (links) von der Katholischen Männerbewegung.

Foto: Caritas/Barteder

Graz – Ein "moralisches und ethisches Wirtschaftsabkommen" fordert der langjährige Caritas-Präsident Franz Küberl von Konzernen, die in Afrika tätig sind.

Am Dienstag präsentierte Küberl im Paulinum in Graz die Kampagne "Für eine Zukunft ohne Hunger" der steirischen Caritas, deren Direktor er weiterhin ist. Dabei wurden auch Projekte in Burundi und im Südsudan vorgestellt. Im Südsudan hat die Vinzenzgemeinschaft 126.000 Hektar verwildertes Land für landwirtschaftliche Projekte zur Verfügung. Bis dato sind 18 Hektar wieder bebaut, erzählt Caritas-Mitarbeiterin Elisabeth Hartl, die gerade aus dem Südsudan zurückgekehrt ist, wo in zwei sogenannten Baby Feeding Centers der Caritas schon 600 Kleinkinder vor chronischer Unterernährung bewahrt wurden.

Ziegen als Versöhnungsprojekt

Ein zweites Projekt, für das man sich durch die Augustsammlung, zu der die Caritas seit Mitte der 1970er Jahre aufruft, Unterstützung erhofft, ist jenes in Burundi. Gemeinsam mit einem Schwesternorden in dem ostafrikanischen Staat unterstützt man Familien seit 2008 durch Ziegen, die man immer den Frauen schenkt. "Frauen sind die wirtschaftlich Stabilen in den Familien in Burundi", sagt Küberl. Hinter den Ziegen steckt aber auch ein Versöhnungsprojekt. Denn das jeweils erstgeborene Junge einer Ziege, muss die Besitzerin der Mutterziege einer Frau der jeweils anderen Ethnie schenken. Ein Vorgang, der Brücken zwischen den Gruppen der Hutu und der Tutsi bauen soll.

Lob für Österreicher, Kritik an Politik

Küberl lobte die Hilfsbereitschaft vieler Österreicher, von denen "viele weitergeben, was sie erwirtschaftet haben". Wobei er einräumt: "Fälle von Spekulanten, die etwas abgeben, halten sich in Grenzen." Küberl geißelte den "Raubbau in Afrika" durch westliche Konzerne als "Sünde", die Flüchtlingskatastrophen zudem mit auslösten. Die Augustsammlung sei unersetzlich, so Küberl, "doch die wirklich große Augustsammlung wäre wohl bei TTIP zu holen", so der Caritas-Direktor mit einem Seitenhieb auf das umstrittene Freihandelsabkommen.

Angesichts 795 Millionen an Hunger leidenden Menschen weltweit erwarte er sich von der Politik in Österreich, dass "Bund, Land und Gemeinden in dieser großen gesellschaftlichen Frage zusammenarbeiten, anstatt Ellenbogen einzusetzen". Entwicklungshilfe und Grundversorgung seien in Österreich "chronisch unterfinanziert". "Alle, die mit Flüchtlingen zu tun haben, sollten das in ihrer Funktion als Behördenleiter tun", appelliert Küberl darüberhinaus vor allem an Bürgermeister, "und nicht als Parteipolitiker". Hier gebe es viele Möglichkeiten der Verbesserung.

Küberl erinnerte auch an das vom steirischen Bischof Willi Krautwaschl gegründete Flüchtlingsprojekt, das seit Krautwaschls Weihe im Juni schon 40.000 Euro lukrierte. (Colette M. Schmidt, 28.7.2015)