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Einer Studie zufolge könnte ein gut funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem mit einer wirksamen Vorsorge, Therapie und Medikamentenversorgung ausschlaggebend für die geringeren Erkrankungs- und Sterbefälle in westlichen Ländern sein.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Stuttgart – Bis in die 1950er Jahre waren überwiegend Bewohner der Industrieländer von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betroffen. Doch ereignen sich mittlerweile 80 Prozent aller kardiovaskulären Vorfälle in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen.

Eine Studie im New England Journal of Medicine zeigt, dass Menschen in diesen Ländern unter einem schwereren Krankheitsverlauf leiden und auch häufiger an Herz-Kreislauf-Schäden sterben als Bewohner westlicher Länder. "Wir müssen also den Wohnort als einen neuen Risikofaktor für die Entstehung solcher Erkrankungen berücksichtigen. Das heißt in diesem Fall: Das Herkunftsland des Patienten", erklärt Gerd Hasenfuß, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie der Universitätsmedizin Göttingen.

Im Westen keine Stadt-Land-Unterschiede

Die Autoren der Studie untersuchten über einen Zeitraum von vier Jahren rund 156.000 Menschen aus 17 Ländern, um zu klären, ob sich Risikofaktoren, Erkrankungsanzahl und Todesfolgen in Ländern mit höherem Einkommen von Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen unterscheiden.

Um das kardiovaskuläre Risiko der Bewohner zu ermitteln, verwendeten die Forscher den international anerkannten "Interheart-Risk-Score". Er setzt sich aus messbaren Risikofaktoren wie Rauchen, erhöhte Blutfettwerte, Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Stress sowie mangelhafte Ernährung und Bewegung zusammen.

Obwohl dieser Score in westlichen Ländern höher ist, zeigte sich in der aktuellen Studie, dass Menschen aus Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen häufiger und schwerer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden – insbesondere Bewohner ländlicher Gegenden. In westlichen Ländern sei hingegen kein Unterschied zwischen ländlichen und städtischen Gebieten zu verzeichnen.

Es könnte an der Versorgung liegen

Die Autoren ziehen daraus den Schluss, dass ein gut funktionierendes, flächendeckendes Gesundheitssystem mit einer wirksamen Vorsorge, Therapie und Medikamentenversorgung ausschlaggebend für die geringeren Erkrankungs- und Sterbefälle in westlichen Ländern sei. Demnach dürften fehlende Präventionsprogramme und mangelhafte medizinische Versorgung die Ursache für die höhere Sterblichkeit in Ländern mit mittlerem und niedrigem Einkommen darstellen. (red, 28.7.2015)