Farbenfroh ist nicht nur die Tafel, sondern sind auch die veganen Taco-Füllungen im El Burro.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Fünf verschiedene Füllungen werden nach Wunsch als Tacos, Burritos oder im Körbchen mit Reis serviert.

Foto: Gerhard Wasserbauer

In Wien dürfte die Nachfrage nach Tacos derzeit deutlich größer sein als das Angebot: Wer im Slow-Tacos-Pop-up am Donaukanal essen will, der muss an einem guten Tag mitunter anderthalb Stunden auf einen Tisch für zwei warten. Das kann man natürlich machen, muss man aber nicht – auch wenn man unbedingt eine Maisflade will.

Noch vor dem Slow Taco hat im Frühjahr mit dem El Burro ein anderer Taco-Laden eröffnet. Der Name weckt zunächst unerfüllte Hoffnungen – Esel (spanisch: Burro) wird bisher leider nicht serviert. Es gibt keinen Flussblick, dafür auch keine Wartezeiten, Kellnerinnen und Koch sind sehr bemüht und herzlich, zu den Tacos werden, ganz wie in Mexiko, "all you can squeeze" Limetten gereicht, und auch am Koriander wird, unüblich für Wien, nicht gespart.

Fünf verschiedene Füllungen (mindestens eine vegan) werden nach Wunsch als Tacos, Burritos oder im Körbchen mit Reis serviert, dazu gibt es Tortilla-Chips, Salsas. Das derzeitige Highlight: "Chipotle Spiced Barbacoa Beef Brisket". Wenn der Mexikaner Barbacoa sagt, dann meint er meist in Agavenblättern butterweich geschmortes Ziegenfleisch. Das Wort stammt aus Hawaii und gilt als sprachlicher Ursprung des amerikanischen Barbecue.

Rinderbrust, stundenlang gegart

Das El Burro greift für seine Variante zur Rinderbrust, die sich hervorragend dazu eignet, von stundenlanger niedriger Hitze in köstlichen Fleischbrei verwandelt zu werden. Zart scharfe Chipotle-Chilis und fruchtige Mangosalsa bringen das tiefe Aroma des Fleisches zum Singen und bändigen seine fette Wucht, knackige Maiskörner platzen fröhlich im Mund und sorgen für Abwechslung in der Konsistenz.

Besonders gut aussehend und bunt präsentiert sich die vegane Füllung, mit sattem Grün vom Koriander, dem Orange von Süßkartoffeln und dem Rote-Rüben-Violett. Die Mischung schmeckt harmonisch, süß und ein wenig erdig, die weiche Kartoffel und die knackige Rübe ergänzen einander gut. Für "Oktopus-Ceviche" wird der Kopffüßler vorbildlich auf den weichen Punkt gegart, bloß sein Aroma ging ihm nach seiner Reise ins Binnenland etwas ab. Mit Salsa Roja schmeckt das vielleicht nicht nach Meer, aber nach Sommer und Sonne allemal.

Beim Schweinernen gibt es noch Luft nach oben. Die "Seven Spice Pork Carnitas" wollten nach keinem einzigen – geschweige denn sieben – Gewürz schmecken, und es braucht Hunger und viel guten Willen, sie nicht eher öd und trocken zu finden. Auch das "Coconut Chicken" langweilte eher. Mehr Mut und Orientierung an der Donaukanal-Konkurrenz und deren köstlichen Schweinsfuß-Tacos täte gut – zumal in Mexiko selbst Tacos gern und oft mit Zungen, Kopffleisch oder Innereien befüllt werden.

Con Amor

Die Salsas im El Burro schmecken nach Liebe zum Detail, Freude an Früchten und einem Talent für Kombinationen. Besonders gelungen ist die Salsa Verde, in die neben Gurken und Koriander jede Menge Melone darf und die auf Sauerrahm gebettet wird – herrlich erfrischend fruchtig. Ihr rotes Pendant, Salsa Roja, schmeckt, wie wenn Paradeiser, Koriander und rote Paprika eine Grillparty feiern. Die solide Guacamole verblasst ein wenig neben so viel Frische. Wär schön, wenn bei den Salsas saisonale Abwechslung folgen würde.

Wer nach dem Essen noch Lust auf Fluss und Menschen hat, kann seinen Verdauungs-Tequila am Donaukanal trinken. Der ist im Slow Taco nämlich besser als im El Burro. Und ab halb zehn kriegt man auch problemlos einen Tisch. (Tobias Müller, Rondo, 31.7.2015)

Korrektur:
Barbacoa meint meist in Agavenblättern geschmortes Fleisch, nicht in Bananenblättern, wie ursprünglich hier angegeben.