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Ein Albtraum: wenn Lippenstifte schmelzen und Cremen gerinnen.

Foto: APA

Das war eine Hitze, vergangene Woche. Seit 1999 war es nicht mehr so heiß. Das hatte direkte und indirekte Folgen. Angenehm war: Ich habe auf dem Balkon geschlafen. Unangenehm ist, dass ich eine meiner liebsten Handtaschen wegwerfen muss.

Irgendwie – und ich weiß nicht warum – muss meine Handtasche längere Zeit in der Sonne gestanden sein. So lange, dass ein Lippenstift geschmolzen ist. Seine Schatulle ist aufgesprungen, der Zippverschluss meines Schminktascherls war offen, und über den Tag hat sich die Lippenpomade (dunkelrot) gleichmäßig in meinem, zugegeben, Riesenbeutel verteilt.

Zum Heulen

Es sah aus wie ein Blutbad. Meine Geldbörse war unrettbar versaut, auch die Haarbürste. Ganz abgesehen von vielen wichtigen Unterlagen, die fettig und stellenweise unleserlich geworden sind. Schlüsselbundband, Kalender und ein Kleingeldbeutel, der meinem Großvater gehörte: alles zum Wegwerfen.

Ich habe geweint, mir dann meine Tränen abgewaschen und den Schlüsselbund gleich dazu. Lippenstiftfarbe beißt sich ganz besonders in den Bart von Schlüsseln fest. Einweichen in kochendem Wasser: Das hat auch meinem Fitnessstudiochip geholfen.

Die Hitzewelle ist vorbei, könnte man sagen, und irgendwie muss man nicht länger über die Schmelzschwelle von Schminkprodukten nachdenken. Aber ich mach das trotzdem: Weil ich will nie wieder eine Handtasche verlieren und nie wieder bei Affenhitze weinend meine Sachen waschen.

Lösung Federpenal

Ich habe die ganze Sauerei schon mit Expertinnen besprochen. Die Lösung heißt: keine konventionellen Lippenstifte im Sommer mehr verwenden, sondern diejenigen, die so aussehen wie dicke Malstifte für Kinder. Die gibt es von Clinique oder La Biosthetique, auch L’Oréal hat Lippenfarbe in Stiften, und zwar auch in "matt" im Programm.

Mit dieser Produktkategorie wird dieses Malheur nicht mehr passieren, beteuern die, die es wissen müssen. Das Schminktascherl wird auf diese Weise also ein Federpenal. Das erinnert an die Schulzeit und verleiht ein jugendliches Gefühl, vor allem, weil bei manchen dieser dicken Stifte auch ein Spitzer dabei ist. Die Dinger reiben sich an den Lippen recht schnell ab.

Und praktisch ist auch ein TZ-Dreieck. Das braucht man anscheinend ohnehin für den perfekten Lidstrich, habe ich unlängst in einem Schmink-Tutorial im Internet gelernt.

Wie Mayonnaise

Bei der nächsten Hitzewelle soll mir also nichts mehr in der Handtasche ausrinnen. Weder Lippenstift noch Lidschattenpulver, Estée Lauder hat die dicken Stifte neu auch für glitzriges Augen-Make-up zur Verfügung. Danke.

Und auch bei den Cremen werde ich auf Hitzestabilisatoren achten. Die Handcreme mit Sonnenschutzfaktor, die ich im Auto mitführe, damit meine Handrücken keine braunen Altersflecken bekommen, hat sich in der vergangenen Woche in ihre Bestandteile aufgelöst. Wenn ich auf die Tube drücke, kommt zuerst Wasser und dann etwas Gelbliches, das mich an missglückte Mayonnaise erinnert, heraus. Draufschmieren will ich es nicht.

Und noch etwas ist in der Hitze passiert: Eines meiner Biokörperöle ist ranzig geworden. Kühlschrank ist zukünftig meine Strategie. Die Parfums sind schon im Butterfach geparkt. Oder sollte ich vielleicht doch über eine Klimaanlage nachdenken? (Karin Pollack, 28.7.2015)