Riad/Sanaa – Kleiner Hoffnungsschimmer für den Jemen: Das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis hat eine Pause der Luftangriffe auf das Bürgerkriegsland angekündigt. Wie die staatliche saudi-arabische Nachrichtenagentur SPA am Samstag unter Berufung auf die Koalition mitteilte, werde die "humanitäre Waffenruhe" Sonntag um Mitternacht (23:00 Uhr MESZ) in Kraft treten und fünf Tage andauern.

Der UN-Gesandte für den Jemen, Ismail Ould Kheikh Ahmed, kündigte an, noch am Samstag in die saudi-arabische Hauptstadt Riad zu reisen. Er wolle einen "umfassenden Waffenstillstand" mit allen Konfliktparteien erreichen.

Einseitige Ankündigung

Die Ankündigung der Feuerpause geht einseitig von dem Bündnis aus. Es betonte, jegliche Kampfhandlungen vonseiten der aufständischen Houthi-Rebellen während dieser Zeit würden "beantwortet". Erst vor zwei Wochen war eine von den Vereinten Nationen vermittelte Feuerpause gescheitert – Bombardements und Gefechte gingen fast unvermindert weiter.

Im Jemen kämpfen seit mehreren Monaten schiitische Houthi-Rebellen mit ihren Verbündeten gegen Anhänger des sunnitischen Exilpräsidenten Abed Rabbo Mansour Hadi, der Ende März nach Riad floh. Seither fliegt ein von Saudi-Arabien geführtes Militärbündnis regelmäßig Luftangriffe auf Stellungen der Rebellen.

Auch am Samstag gingen die Luftschläge aus Riad weiter: Bei schweren Bombardements in der Hafenstadt Mocha im Süden des Landes starben nach Behördenangaben mindestens 50 Zivilisten. Die Opferzahl könne angesichts des kritischen Zustands einiger Verletzter aber weiter steigen, hieß es. Anderen Berichten zufolge starben am Samstag mindestens 80 Menschen, lokalen Medien zufolge wurden bei einem Bombardement der zentraljemenitischen Stadt Tais zudem 150 Menschen verletzt.

Vergangene Woche hatten Milizen Aden, die zweitgrößte Stadt des Landes, zurückerobert und den Houthis damit eine schwere Niederlage zugefügt. Angesichts der eroberten Gebiete wird über eine Rückkehr Hadis in den Jemen spekuliert. Seine Regierung soll bereits vergangene Woche zurück nach Aden gereist sein. Nach Angaben der Militärkoalition hatte Hadi um die temporäre Pause der Angriffe gebeten, damit eine "größtmögliche Menge" an humanitärer Hilfe geliefert werden könne.

Durch die Kämpfe und Luftangriffe im bitterarmen Jemen steht das Land seit Wochen kurz vor dem Kollaps. Nahrung, Medizin und Treibstoff sind knapp. Erste Seuchen breiten sich aus. Nur wenige Hilfsgüter gelangten bisher in das Land, in dem nach UNO-Angaben 80 Prozent der Bevölkerung infolge der Kämpfe auf Hilfe angewiesen sind. Seit März sind nach UNO-Angaben mehr als 3.000 Menschen wegen des Konflikts gestorben – über die Hälfte von ihnen waren Zivilisten. (APA, 25.7.2015)