Bei der Makuladegeneration erliegt der "Punkt des schärfsten Sehens" (Fovea centralis) einem allmählichen Funktionsverlust erliegen.

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Normales Gesichtsfeld

Foto: wikipedia/public domain/National Eye Institute, NIH/quibik

Gesichtsfeld von Makuladegeneration-Patienten

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Erst vor kurzem ist der ersten österreichischen Patientin in Wien in ein Auge eine Chip-Netzhautprothese wegen Erblindung durch Retinitis pigmentosa eingesetzt worden. Jetzt wurde das System weltweit erstmals auch bei einem Patienten mit altersbedingter trockener Makuladegeneration verwendet. Der Operierte könne wieder Silhouetten von Personen erkennen.

Wie Paulo Stanga, Chefarzt der Abteilung für Augenheilkunde und Glaskörperchirurgie am Manchester Royal Eye Hospital, erklärte, zeigten erste Screeningtests, dass der 80 Jahre alte Ray Flynn aus Audenshaw in Manchester seit vielen Jahren zum ersten Mal wieder ein funktionelles zentrales Sehvermögen aufweise. Wenn er das Argus II-System einschalte, könne der Patient die Umrisse von Personen und Objekten wahrnehmen.

Dass dem Patienten dies selbst mit geschlossenen Augen möglich sei, belege, dass er für das Erkennen von Formen und Umrissen nicht sein verbliebenes natürliches peripheres Sehvermögen nutze. Bei weiteren Erfolgen könnte sich somit der Kreis der Patienten vergrößern, die von einer solchen Operation und der Verwendung des "Bionischen Auges" profitieren.

Mikrochip implantiert

So funktioniert Argus II, das in den USA entwickelt worden ist: Der Patient bekommt in einer vierstündigen Operation in ein Auge einen fünf mal neun Millimeter großen Mikrochip eingesetzt. Der Operierte trägt später eine Brille mit einem Videosystem, welches die aufgenommenen Bilder in elektrische Impulse umsetzt.

Diese Impulse werden an den Mikrochip auf der Oberfläche der Netzhaut gefunkt, wo wiederum 60 Elektroden bei den noch funktionstüchtigen Zellen in der Netzhaut für eine Reizung sorgen. Im Laufe eines langen Trainings soll der Patient lernen, diese Reize zu interpretieren.

In Wien hat die Retinitis pigmentosa-Patientin Hildegard Monschein Ende Juni in der Rudolfstiftung von der Wiener Spezialistin Susanne Binder ein solches Chip-System in ein Auge eingesetzt bekommen. Auch sie berichtete bald nach dem Eingriff von einer Art beginnendem Schwarz-Weiß-Sehen. Sie erkenne bereits Schatten und gewisse Konturen.

Ophthalmologin Binder betonte, dass es sich um eine "andere Form des Sehens" handle, die man manchen der Patienten wieder vermitteln könne. Entscheidend ist das Erlernen der Interpretationsfähigkeit der über das System vermittelten Eindrücke. (APA, 24.7.2015)