In zweiter Generation wechselt er auf die Frontantriebsplattform – und leistet sich keine Schwächen. Aus Prinzip.

Ein Pionier hat nicht zwangsläufig mit Militär zu tun. In Österreich schon gar nicht, seit der wehrhafte Arm der äußeren Sicherheit endgültig demontiert wurde. Ein Pionier ist einer, der vor den anderen schon an der Front steht, im hier gemeinten Sinn an der Verkaufsfront.

Als BMW 2009 im schönen Sachsenland den X1, der bekanntlich in Leipzig gebaut wird, der Fachpresse vorstellte, herrschte Nachdenklichkeit: Einen höher gebockten, leicht aufgeblasenen Kompaktkombi in zart angedeuteter Geländewagenoptik hatten die Bayern da hingestellt, 4,45 m lang, 1,80 breit und 1,55 hoch, wahlweise mit Hinterrad- und Allradantrieb – wer sollte das kaufen?

Foto: BMW

Die Antwort nach sechs Jahren: 730.000. Der X1 wurde ein grandioser Erfolg, ein Vorbild bei kompakten Premium-SUVs, das auch Audi (Q3, seit 2011), Range Rover (Evoque, 2011), Mercedes (GLA, 2013) auf den Plan gerufen hat.

BMW demonstrierte also neben den anderen X-Modellen auch mit dem X1, wie man sich seriös dem SUV hingibt – und nun startet dieser Pionier in die zweite Generation, antriebsseitig diesmal genau andersrum: Er wechselt auf die Frontantriebsplattform, auf der bereits 2er Active Tourer und Gran Tourer losgelegt haben.

Foto: BMW

Optisch ist keinerlei Verwandtschaft zu den Vans erkennbar, ja mehr noch: Der X1, der folgerichtig mit Frontantrieb und Allrad verfügbar ist, gibt sich nun viel eindeutiger denn bisher als SUV zu erkennen, breit und wuchtig und selbstbewusst steht er auf der Straße. Die immer noch latent im Hinterkopf lauernde Kritik: Was denn, BMW und Frontantrieb? kontert er souverän durch ein exzellentes Fahrwerk und markentypische dynamische Qualitäten, und ein bisserl was abseits der Straßen geht immer. Sagt BMW.

Auch innen macht einem der kleinste X kein U vor, er erreicht ein neues Niveau an Flexibilität, Variabilität (z. B. ist die Rückbank um 13 cm verschiebbar) sowie Fächer- und Ablagenbestückung. Das Kofferraumvolumen wuchs um 85 Liter auf 505, und drückt man hinten die entsprechenden Schalter, legen sich die einzelnen Sitze um, inklusive Beifahrersitz.

Foto: BMW

Anders als anfangs 2009 ist die Materialanmutung top – das sieht jetzt glaubwürdig nach Premium aus und rechtfertigt die Preise. Ein echtes Head-up-Display (HUD) gibt es auch, die Daten werden nämlich in die Windschutzscheibe projiziert und nicht auf die doofe Aufklapp-Plexiglasscheibe, und schon sind wir bei den Motoren, über die zu berichten ähnlich eintönig ist wie über die Formel 1 und die dortige Mercedes-Dominanz. Die Eintönigkeit hier besteht in der höchst erfreulichen Aussage: deutlich weniger Verbrauch (bis zu 17 Prozent) bei ungebremster Leistungsbereitschaft. Drei Diesel und zwei Benziner gibt es zum Auftakt, das Angebot wird zügig ausgebaut.

Foto: BMW

Was es nicht gibt, ist ein Plug-in-Hybrid, da läuft bei BMW soeben die Offensive an. Anders als der X1 kommt allerdings der soeben modellgepflegte 3er, jetzt noch mehr Präzisionsmaschine als bisher schon, in den Genuss dieses doppelten Antriebs, serviert an Kabelsalat, wie Gourmets das formulieren.

Foto: BMW

Nein, Spaß beiseite: Im ersten Viertel 2016 ist er als 330 e startbereit, mit 252 PS Systemleistung und bis zu 35 km elektrischer Reichweite. (Andreas Stockinger, 24.7.2015)

Link

BMW

Hinweis im Sinne der redaktionellen Leitlinien: Die Teilnahme an internationalen Fahrzeug- und Technikpräsentationen erfolgt großteils auf Basis von Einladungen seitens der Automobilimporteure oder Hersteller. Diese stellen auch die hier zur Besprechung kommenden Testfahrzeuge zur Verfügung.

Foto: BMW