Göttingen/Wien – Die Bedeutung von Vögeln und Fledermäusen bei der Dezimierung von Schädlingen in tropischen Ländern wurde bisher unterschätzt. Ihre Leistung als Schädlingsbekämpfer habe einen hohen wirtschaftlichen Nutzen, berichtet ein internationales Forscherteam unter Beteiligung der Universität Wien im Fachjournal "Biological Review".

Gerade in den Tropen bedroht die rasant wachsende und intensive Landnutzung viele Lebensräume, Arten und Ressourcen. Natürliche "Dienstleistungen" von Vögeln und Fledermäusen bieten eine Möglichkeit, solche bedrohten Lebensräume nachhaltiger und dennoch gewinnbringend zu bewirtschaften, sagt Bea Maas vom Department für Botanik und Biodiversitätsforschung der Uni Wien. "Vögel und Fledermäuse sind bisher nicht gleich gut untersucht und werden in ihrer Bedeutung für die Landnutzung oftmals unterschätzt."

Ausschlussstudien

Als Beispiel nennt Maas die Insel Sulawesi, die den größten indonesischen Kakaoproduzenten darstellt: "Vögel und Fledermäuse sichern hier 30 Prozent der Ernte, das entspricht pro Jahr und Hektar durchschnittlich 730 Dollar (670 Euro)." Hochgerechnet auf ganz Indonesien betrage die "Ökosystem-Dienstleistung" der Tiere damit mehr als eine Milliarde Dollar pro Jahr.

Untersucht wurden vor allem Baumplantagen mit Obst, Kaffee oder Kakao, und zwar mittels sogenannter Ausschlussstudien. Zumeist werden dabei gleich große Bereiche einer Plantage mit Netzen abgedeckt, die nur Insekten das Eindringen ermöglichen. Dabei gibt es einen "Käfig", der nachts offen und tagsüber geschlossen ist, also nur die Schädlingsdezimierung durch die nachtaktiven Fledermäuse zulässt.

Ein zweiter Bereich ist nur tagsüber geöffnet, um die Auswirkungen der Vogeljagd auf Schädlinge zu untersuchen, ein dritter rund um die Uhr geschlossen, um zu sehen, ob es additive Effekte gibt, so Maas. Schließlich gibt es noch einen nicht manipulierten Bereich, um die natürliche Situation zu dokumentieren.

Gezieltes Ökomanagement gefragt

Es zeigte sich in den verschiedenen Studien, dass die Effekte von Fledermäusen bisher stark unterschätzt wurden, diese würden jene von Vögeln sogar überragen, so die Forscherin. Bei in den indonesischen Kakaoplantagen sei etwa der Effekt der Fledermäuse drei mal so hoch wie jener der Vögel, es gebe hier aber regional sehr unterschiedliche Ergebnisse.

Bei den Vögeln hatte die Umformung von Wald zur Agrarlandschaft einen deutlichen Rückgang der Artenzahl zur Folge. "Durch gezieltes Management könnte man die Ökosystem-Dienstleistungen der Vögel und Fledermäuse und damit den Ertrag sicher noch steigern", so die Ökologin. Dazu müssten die Tiere interessante Nahrungsressourcen in der Plantage finden. Auch eine höhere Diversität und Dichte von Schattenbäumen in Agroforst-Plantagen sowie Nistgelegenheiten wären hilfreich. (APA, red, 24.7.2015)