iPlayer-Oberfläche.

Foto: BBC.co.uk

London/Wien – Nicht allein dem ORF fehlen Gebühren von Web-Usern seiner Angebote. – Eine neue Studie über die Nutzer der BBC-Abrufplattform iPlayer kommt zum Schluss: Die britische Mutter allen öffentlich-rechtlichen Funkens hätte keine Finanzprobleme, wenn alle Nutzer ihres iPlayers auch zahlten.

Im Heimmarkt Großbritannien ist die Nutzung des iPlayers bisher kostenlos – und verpflichtet bisher auch nicht, Rundfunkgebühren zu bezahlen. Die BBC begründet ihr jüngstes Sparprogramm insbesondere mit deshalb sinkenden Gebühreneinnahmen – 200 Millionen entgingen ihr, weil Briten zunehmen auf TV- und Radio-Geräte verzichteten und ihr Angebot nur noch online nutzten.

Haushaltsabgabe oder Abomodell

Großbritannien denkt – auch – deshalb über neue Gebührenmodelle nach, die von der Haushaltsabgabe wie in Deutschland oder der Schweiz bis zu einem Abomodell reichen, das der BBC-kritische konservative Kulturminister favorisiert.

Außerhalb Großbritanniens bot die BBC eine kostenpflichtige Version des iPlayers in Westeuropa, Australien und Kanada, nicht aber in den USA an, die sie aber im Juni einstellte. Vermuteter Hintergrund: US-Kabel- und Pay-Konzerne drohten, die BBC-Programme aus ihrem Angebot zu nehmen, wenn sie ihnen mit dem iPlayer Konkurrenz macht, berichtet der "Guardian". Die britische Version ist geoblocked.

China schaut

Das hält freilich rund 65 Millionen Userinnen und User nicht davon ab, es über VPNs oder Proxyserver dennoch und kostenlos zu nützen, sagt eine Studie von GlobalWebIndex. 38,5 Millionen sollen es alleine in China sein. Für die Studie sollen weltweit 47.000 User befragt worden sein.

Bezahl-Potenzial

Die Studie sieht – auch wenn der internationale iPlayer gerade eingestellt wurde – ein "klares Potenzial" für die wirtschaftlich (und politisch) gebeutelte BBC: Drei Viertel der 65 Millionen iPlayer-Nutzer würden schon für Pay-Dienste wie Netflix oder Hulu zahlen. Hier könne die BBC "neue Einnahmequellen erschließen". Wenn sie auch nur einen kleinen Teil der User zu Bezahlkunden machen könnte, wäre das ein signifikanter Umsatzbeitrag.

65 Millionen – das entspricht grob der Bevölkerung Großbritanniens – die derzeit nicht für Web-Nutzung der BBC-Angebote zahlen muss, rechnete "Politico Europe" zum Thema vor.

Lineares ist Wahres

Laut GlobalWebIndex-Studie nutzen 45 Prozent der Briten zwischen 16 und 64 Jahren den iPlayer zumindest einmal pro Monat, weltweit sollen es neun Prozent sein. Die Studie sagt übrigens auch, dass die Menschen noch immer mehr Zeit vor dem linearen Fernsehen verbringen als mit Online-Services. Im Frühjahr 2015 gingen die iPlayer-Nutzungszahlen in Großbritannien übrigens – auch saisonal bedingt – über einige Monate zurück.

Netflix auf Österreichisch

Der gebührenfinanzierte ORF versucht, mit den Bezahlvideos der übernommenen, kommerziellen Plattform Flimmit eine neue Einnahmequelle zu erschließen, quasi einer österreichischen Antwort auf Netflix und Co. Neu auf Flimmit übrigens mit einem Schwerpunkt-Angebot von Theater-, Konzert- und Musiktheater-Videos. (red, 23.7.2015)