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Giorgos Katrougalos rückt zum Arbeits- und Sozialminister auf.

Foto: AP Photo / Thanassis Stavrakis

Er war der Erste in der griechischen Links-rechts-Koalition, der einen Skandal am Bein hatte: Giorgos Katrougalos musste sich im März dieses Jahres gegen den Vorwurf wehren, dass er bei der Rechtsverteidigung entlassener Beamter ordentlich mitschneiden wollte. Die Affäre schüttelte der 52-jährige Anwalt ab. Jetzt ist er aufgerückt zum Arbeits- und Sozialminister: eine Schlüsselfigur im Kabinett Alexis Tsipras.

Wie das nun genau war mit den 20 Verträgen, die Katrougalos 2014 als Anwalt mit dem entlassenen Aufsichtspersonal von öffentlichen Schulen unterschrieben hat, ist immer noch nicht ganz klar. Zwölf Prozent ihrer Gehälter wollte Katrougalos als Erfolgsprämie, sollte er vor Gericht ihre Wiedereinstellung erstreiten.

Aber dann kam die politische Wende in Griechenland, und Giorgos Katrougalos war plötzlich sowieso Vizeminister für Inneres und zuständig für Verwaltungsreformen, ergo auch für die Einstellungen von öffentlichen Bediensteten. Auf die Prämie verzichtete der neue Minister, seine große Stunde schlug im Juni. Damals, noch vor dem finalen Zusammenprall mit den Kreditgebern, brachte die linksgeführte griechische Regierung ein Gesetz durchs Parlament, das die Wiedereinstellung von rund 13.000 Bediensteten möglich machte – Beamte der aufgelösten städtischen Polizei, Reinigungsfrauen im Finanzministerium und eben auch das Sicherheitspersonal an staatlichen Schulen.

Katrougalos, einer der wenigen Krawattenträger in der Regierung, ist eigentlich auf Verfassungsrecht spezialisiert. Er studierte in Athen und an der Pariser Sorbonne, schrieb in den 1990er-Jahren an der neuen Verfassung Albaniens mit und war einer der griechischen Berater bei der später gescheiterten europäischen Verfassung.

In den ersten Jahren der Finanz- und Wirtschaftskrise engagierte sich Katrougalos, mittlerweile Jusprofessor an der Universität von Thrakien in Komotini in Nordgriechenland, bei der Bewegung der "Empörten" in seinem Land. Sie revoltierten gegen die erste Welle der Sparmaßnahmen. Bei den Europawahlen im Mai 2014 trat Katrougalos für die Linkspartei Syriza an und wurde prompt gewählt. Katrougalos, der verheiratet und Vater zweier Töchter ist, äußert sich als Minister weniger vorsichtig als sein Premier: Das – geplante – neue Kreditabkommen bezeichnete er jetzt als "erzwungen" und Tsipras' Einwilligung nur als "taktischen Rückzug". (Markus Bernath, 21.7.2015)