Der Online-Bezahldienst PayPal hat am Montag beim Börsencomeback die frühere Mutter eBay in den Schatten gestellt. Am ersten Handelstag nach der Abspaltung schossen PayPal-Aktien um bis zu elf Prozent in die Höhe. Damit brachte der US-Konzern insgesamt etwa 52 Mrd. Dollar auf die Waage, während die Marktkapitalisierung von Ebay zeitweise um 4,7 Prozent schrumpfte auf nur noch rund 32 Mrd. Dollar.

eBay hatte PayPal 2002 um 1,5 Mrd. Dollar gekauft. Der Dienst war 1998 von mehreren Investoren gegründet worden, darunter dem deutschstämmigen Milliardär Peter Thiel und Tesla -Chef Elon Musk. Über PayPal können Kunden ihre Online-Einkäufe auf verschiedenen Internetseiten abwickeln. Vor allem Ebay-Großaktionär Carl Icahn hatte auf eine Abspaltung des rasant wachsenden Bezahldienstes gedrungen, damit beide Unternehmen in ihren Geschäften eine höhere Flexibilität und unter Anlegern mehr Aufmerksamkeit erhalten.

PayPal soll nach dem Willen von Konzernchef Dan Schulman zu einem umfassenden Finanzdienstleister ausgebaut werden. "Die große Mehrheit der weltweit sieben Milliarden Menschen hat keinen Zugang zu einfachen Finanzdienstleistungen", sagte er jüngst.

"Gorilla unter den Bezahldiensten"

Analysten sehen das Unternehmen in einer starken Position. "PayPal ist der Gorilla unter den Bezahldiensten", stellten die Experten von JPMorgan fest. Ihrer Einschätzung nach wird der Konzern aber trotzdem hart zu kämpfen haben. Denn der Markt mobiler Bezahldienste, auf dem sich neben Jungfirmen wie Stripe und Square auch der Technologiegigant Apple tummelt, entwickle sich sehr schnell weiter.

Manche Fachleute halten es für möglich, dass PayPal von einem anderen Branchenriesen geschluckt wird. Etwa für Google könnte PayPal eine interessante Wahl sein, sagte Oliver Hommel, Zahlungsverkehrsexperte der Beratungsfirma Accenture Strategy. "Oder auch für aufstrebende E-Commerce-Plattformen aus dem asiatischen Raum wie Alibaba, die mit einem Schlag eine große Marktdurchdringung im Westen erzielen könnten."

Die Nachfrage nach PayPal beim Börsencomeback war immens: Allein in den ersten 20 Handelsminuten an der US-Technologiebörse Nasdaq wurden mehr Papiere des Online-Bezahldienstes ge- und verkauft als Aktien der Dax -Umsatzspitzenreiter Deutsche Telekom, Commerzbank, Deutsche Bank und Infineon zusammengerechnet. (APA, 20.7.2015)