Es ist ein Spiel, bei dem der Finanzminister nicht viel gewinnen kann. Nimmt Hans Jörg Schelling (ÖVP) tatsächlich 500 bis 600 Millionen Euro in die Hand, um den Staatsanteil von 28,4 Prozent an der Telekom Austria (TA) zu erhalten, läuft er Gefahr, viel Geld auszugeben, ohne dafür etwas zu bekommen. Denn zu reden hat die Republik Österreich in "ihrer" Telekom schon lang nichts mehr. Wohin die Reise geht, bestimmt mit seiner kontrollierenden Mehrheit von fast 60 Prozent América Móvil, der Konzern des Milliardärs Carlos Slim, aus Mexiko.

Daran ändert auch ein Generaldirektor nichts, den das Finanzministerium respektive das ihm unterstellte Beteiligungsvehikel Öbib laut Syndikatsvertrag benennen darf. Er ist nicht mehr als ein Frühstücksdirektor, der bei in- und ausländischen Politikern guten Wind für die Telekom-Ableger machen darf und im schlechteren Fall um staatliche Zuschüsse etwa für den Breitbandausbau betteln muss. Unternehmensentscheidungen, etwa über Zukäufe auf dem Balkan – demnächst steht an, ob man bei der Privatisierung in Belgrad mitmacht – oder die Höhe der Dividende, fällt der TA-Chef nicht mehr; das obliegt den aus Mexiko entsandten Managern.

Genau deshalb scheint es angesichts leerer Staatskassen sinnvoller, kein Geld mehr in die TA einzuschießen. Viel klüger wäre es, den Mexikanern die knapp 30 Prozent der Republik bei gutem Wind und möglichst mit Paketzuschlag zu verkaufen. Früher oder später gehört sie ihnen sowieso ganz. (Luise Ungerboeck, 20.7.2015)