Urlaub auf dem Land ist dort, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagen, der Bär steppt und die Katzen fighten. Der Blick in die bläulich lasierten Bergketten, der unzweideutige Verzehr von Landeiern jeder Couleur und der nachfolgende hoferzeugte Selchkäse sind die Torhüter ins biedermeierlich erfüllende Paradies.

Es gibt freilich auch gewisse Regeln zu beachten. Diese wunderschönen Beinahe-Steinpilze mit der beeindruckenden intensivroten Tönung des Pilzbeines sind keine und tunlichst zu meiden. Wer soeben eine Stelze mit Pommes verdrückt hat, hat für mindestens 20 Minuten nix im Badesee verloren. Reize nie die Kuh zum Scherz, du verspürst den größeren Schmerz. Trotz aller Lust zur Selbstbefreiung: Nacktradeln finden die allermeisten Landbewohner in ihrer Gemeinde nicht so ganz toll.

In mancher in der Hüttn vom Zaun gebrochenen Diskussion zeigt sich eine erstaunliche Parallelität: das Brettl von der Jause und jenes vorm Kopf sind manchmal konsistenzverwandt, und beide kommen oft in Kombi mit Würsteln daher. Ob es sich nun um Kärntner handelt, die Jörg Haiders Unfallstelle neben dem immer noch orange gestrichenen Haus immer noch allen bitteren Hypo-Wahrheiten zum Trotz mit Jörglkerzerln versorgen. Oder aber um Wiener, die ohne Vorwarnung aus allen Wolken fallenden Kärntnern, die sich seit Jahren für Minderheiten und Mehrsprachigkeit einsetzen, pauschal des Jörgextremismus beschuldigen, einfach weil sie eben Kärntner sind. Mitgefangen, mitgehangen. Das jahrelange Jörglregiment hat die österreichische Gesellschaft gespalten.

Apropos: Heinz-Christian Strache holt zu Michael Häupl auf. Dabei fällt mir ein, dass der Urlaub zur Neige geht. Mal sehen, was die Mitwiener so machen werden: Ich trage mich mit der Hoffnung, dass sie nicht unbedingt erinnerungsresistent sind.

Apropos Kärnten: Die Stimmung ist ernst, aber besser. Die Kulturinitiativen kämpfen weiter. Und sie sind notwendig. Brettlauswahl gibt es noch reichlich. (Julya Rabinowich, 17.7.2015)