Die Frage, was Literatur leisten kann, wie populär sie sein darf und in welcher Weise sie mit der gebrechlichen Einrichtung der Welt umgehen soll, ist alt. Dass es sie gerade heute zu stellen lohnt, unterstreicht eine unter dem Titel Gegenwartsliteratur! stehende Ausgabe der Zeitschrift Neue Rundschau.

Ob die deutschsprachige Literatur derzeit eine "einzigartige Blüte" erlebt, wie das Herausgebertrio Ina Harwig, Christian Metz und Oliver Vogel im Editorial schreibt, bleibe dahingestellt. Es ist aber eine durchaus erstaunliche Polyfonie ästhetischer Positionen, die 17 Autoren in diesem Heft anstimmen.

Dietmar Dath etwa befasst sich mit Realismus und Irrtum, Michael Lentz analysiert das Imaginäre bei Ror Wolf, Marlene Streeruwitz verwehrt sich gegen die Hegemonialmacht Literaturwissenschaft, Teresa Präauer untersucht das Entsetzliche im Schönen und Thomas Stangl fordert in seinem Beitrag poetische Genauigkeit, Rhythmus und Offenheit ein. Im Lyrikradar der sehr lesenswerten Zeitschrift befinden sich diesmal Durs Grünbein und Franz Josef Czernin. (Stefan Gmünder, Album, 20.7.2015)