Bild nicht mehr verfügbar.

Ein Polizist sichert die Robinson-Brücke in der Nähe der Militäreinrichtung in Chattanooga.

Foto: ap

Chattanooga (Tennessee) – Nach dem Angriff auf zwei US-Militäreinrichtungen im Bundesstaat Tennessee herrscht Unklarheit über das Motiv. Die US-Bundespolizei FBI erklärte in der Nacht auf Freitag, sie gehe derzeit nicht davon aus, dass der Täter einer internationalen Extremistenorganisation angehört oder entsprechende Verbindungen gehabt habe.

Laut Ermittlerkreisen wird aber untersucht, ob der Angriff in Chattanooga von einer radikalen Gruppe wie der Islamisten-Miliz "Islamischer Staat" (IS) inspiriert gewesen sein könnte. Die Staatsanwaltschaft prüft, ob es einen terroristischen Hintergrund gibt. Bei dem Überfall am Donnerstagabend hatte der 24-jährige Angreifer vier Soldaten getötet, bevor er bei einem Schusswechsel mit der Polizei ums Leben kam.

Staatsanwalt Bill Killian sagte gestern noch, dass die Ermittler den Vorfall als möglichen "Akt von inländischem Terrorismus" untersuchen würden. Der Sender CBS berichtete unterdessen unter Berufung auf Behördenquellen, der Schütze sei als Muhammad Youssef Abdulazeez identifiziert worden. In den USA hat es schon mehrfach Überfälle auf US-Militäreinrichtungen gegeben. Tatsächlich herrscht über Motive und Hintergrund immer noch Unklarheit.

Der Schütze hatte den Angaben zufolge am Vormittag kurz vor 11 Uhr zunächst eine Militäreinrichtung in Chattanooga angegriffen, war mit dem Auto weggefahren und eröffnete dann an einer zweiten Einrichtung erneut das Feuer. Die Medien hatten berichtet, der Angreifer habe ein Rekrutierungsbüro und ein Reservistenzentrum der US-Marine beschossen.

Aus Auto gefeuert

Nach Angaben der US-Armee handelt es sich bei den vier Opfern um Marineinfanteristen. Alle vier seien vor dem Reservistenzentrum getötet worden. Bei den Schüssen auf das Rekrutierungsbüro sei zudem ein Anwerber der Marineinfanteristen am Bein verwundet worden. Der Angreifer wurde Medienberichten zufolge von Sicherheitskräften erschossen.

Bürgermeister Berke sprach auf Twitter von einem "schrecklichen Vorfall in unserer Gemeinde". Der Täter fuhr nach Angaben der Ermittler mehrere Kilometer von einem Tatort zum nächsten. Nach 30 Minuten sei alles vorbei gewesen.

Eine Augenzeugin berichtete dem Sender CNN, ein Mann habe aus dem Auto gefeuert und sei dann davongefahren. Passanten flüchteten in umliegende Gebäude, hieß es. Die Polizei hatte die Gegend zeitweise abgesperrt.

Universität geschlossen

Das nahe gelegene Chattanooga State College berichtete auf Twitter ebenfalls von Schüssen außerhalb des Campus und rief dazu auf, die Gebäude nicht zu verlassen und die Türen zu schließen. Der Collegebetrieb wurde vorübergehend eingestellt. Einige Geschäfte schlossen aus Sicherheitsgründen ebenfalls für den Rest des Tages.

US-Präsident Barack Obama sei von seinem Team für nationale Sicherheit über den Vorfall informiert worden, teilte dessen Vize-Sprecher Eric Schultz mit.

Im September 2013 hatte ein Marine-Reservist auf der Militärbasis Navy Yard in Washington zwölf Menschen erschossen. Der Mann wurde anschließend bei einem Schusswechsel mit der Polizei getötet. Im November 2009 hatte ein Militärpsychiater auf dem Stützpunkt Fort Hood in Texas das Feuer eröffnet und 13 Menschen getötet. Der Schütze wurde vor zwei Jahren zum Tode verurteilt. (APA, 16.7.2015)