Etwa so wie in dieser Illustration darf man sich Zhenyuanlong suni vorstellen, als er vor rund 125 Millionen Jahren im kreidezeitlichen Wald auf die Jagd ging.

Illustration: Chuang Zhao

Dass das Federkleid des Dinosauriers so gut erhalten ist, stellt für die Paläontologen einen seltenen Glücksfall dar.

Foto: Junchang Lu

Peking/Wien – Die nächsten Verwandten der heutigen Vögel stellte man sich bisher als etwa katzengroße Dinosaurier vor, die auf zwei Beinen daherkamen und über weit ausladende, flügelartige Vorderextremitäten verfügten. Das dichte Gefieder dieser als Dromaeosauridae bekannten, geradezu winzigen Theropoden dürfte bereits recht moderne Züge getragen haben.

Ein nun im Fachjournal "Scientific Reports" präsentierter Rekordfund aus der frühen Kreidezeit überraschte die Paläontologen vor allem aus einem Grund: Das ausgezeichnet konservierte Fossil zeigt, dass unter den Dromaeosauridae offensichtlich auch bedeutend größere Kaliber existierten. Die in der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas freigelegten, 125 Millionen Jahre alten Überreste weisen auf eine ursprüngliche Körperlänge von bis zu 165 Zentimetern hin, ein wahrer Riese also innerhalb dieser Dinosaurierfamilie.

Und noch ein weiteres Merkmal unterscheidet das Zhenyuanlong suni getaufte Tier von seinen unmittelbaren Verwandten: Es besaß vergleichsweise kurze Arme, diese allerdings waren mit einem üppigen, mehrlagigen Federkleid bedeckt. Dank des guten Erhaltungszustandes des Fundes konnten die Hauptautoren der Studie, Junchang Lü von Chinas Akademie der Wissenschaften und Stephen Brusatte von der University of Edinburgh, feststellen, dass die Federn von Zhenyuanlong äußerst komplex strukturiert waren und den Federn der modernen Vögel bereits recht ähnlich sahen.

Einzigartiger Fund

Zwar sind in den vergangenen Jahrzehnten auch wesentlich größere Dinosaurier mit Federkleid entdeckt worden, doch unter ihnen fand sich kein einziges Exemplar, das über ein derart dichtes, hochentwickeltes Gefieder verfügte, berichten die Wissenschafter. In der Regel waren diese Tiere nach aktuellem Stand der Forschung mit simpel aufgebauten, dünnen Federn bedeckt, die eher an Haare erinnern.

Die Paläontologen rund um Lü schließen aus ihrer Entdeckung, dass geflügelte Dinosaurier mit großen, komplexen Federn viel weiter verbreitet waren als bislang angenommen. Welchem Zweck das Gefieder jedoch diente, bleibt vorerst pure Spekulation, denn fliegen konnten die kreidezeitlichen Räuber damit nicht. Darauf weisen zumindest die fehlenden Ansatzstellen für die entsprechenden Muskeln hin. Die Forscher vermuten eher, dass Zhenyuanlong sein stattliches Gefieder in ähnlicher Weise nutzte wie Pfaue: Er wollte damit seine Weibchen beeindrucken. (tberg, 16.7.2015)