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Ned und Homer – "Die Simpsons".

Foto: AP

Jesse Pinkman und Walter White – "Breaking Bad".

Foto: AMC

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Lorna und Suzanne aka "Crazy Eyes".

Foto: AP/K.C. Bailey

Wien – Das Kino ist am Tiefpunkt und das Fernsehen so gut, wie es noch nie war, meinte Hollywoodstar Dustin Hoffman kürzlich. Der Beweis folgt auf 744 Seiten: Mit dem Band "Die besten TV-Serien der letzten 25 Jahre" legt der Taschen Verlag eine Art analogen Brocken (nicht nur) für Digital Natives vor – und huldigt dem neuen Qualitäts-TV von "Twin Peaks" über "Breaking Bad" bis "Orange Is The New Black".

Sprüche, Ästhetik und Themen

Stolze 68 Serien versammelt Herausgeber Jürgen Müller in "Taschens Auswahl der letzten 25 Jahre", von den satirischen "Simpsons" (seit 1989) bis zum hypnotischen "True Detective" (seit 2014). Über reine Beschreibung und Episodenauflistung, wie sie Portale wie "serienjunkies.de" bieten, geht der Band freilich hinaus: Auf mindestens zehn Seiten pro Serie werden Handlung und Cast umrissen, das Format eingeordnet, die Grundthemen analysiert, die Autoren und Sender dahinter vorgestellt und von Fans geliebte "Fun facts" in abschließende Glossare gegossen. Der Serienästhetik entsprechend, wird das Ganze mit zahlreichen, großformatigen Bildern und zitatwürdigen Sprüchen angereichert.

Eigenheiten der einzelnen Serien

Schön herausgearbeitet sind vor allem die Eigenheiten der einzelnen Serien, vom "CSI shot" – der digitalen Kamerafahrt ins Körperinnere – in "CSI: Den Tätern auf der Spur" über das charakteristische Krawatten-Zurechtrücken des Regionalmanagers David Brent in "The Office" bis hin zu den berühmten Gastauftritten in "Entourage", dem "Mad Men"-Vorspann als eigenständigem Kunstwerk, der Literaturvorlage zum Fantasyspektakel "Game of Thrones", dem Aufbrechen der vierten Wand durch Frank Underwood in "House of Cards" oder den stringent mit "The One..." beginnenden Episodentiteln von "Friends".

Favorit des Herausgebers

Ein Ranking nehmen die rund 30 vorrangig Film- und Medienwissenschafter, die die Serienaufsätze beisteuern, nicht vor. Der Favorit des Herausgebers aber wird in dessen Vorwort deutlich, wenn auch das Foto der toten Laura Palmer aus David Lynchs "Twin Peaks" das Cover schmückt: Über mehrere Seiten erinnert er in Text und Bild an die rätselhafte Eingangssequenz der zweiten "Breaking Bad"-Staffel – inklusive Flugzeugexplosion und dem rosa Teddybär, der in den Swimmingpool des Meth-kochenden Familienvaters Walter White fällt. "Früher war es ein Privileg ambitionierter Spielfilme, solche kunstvoll-allegorischen Bilder zu inszenieren", schreiben Müller und Co-Autor Steffen Haubner ehrfürchtig.

Vermischte Genre-Elemente

Heute, da sind sie sich einig, laufen herausragende Serienproduktionen von US-Sendern und -Portalen wie HBO, ABC oder Netflix dem Kino den Rang ab, mischen Genre-Elemente, verweben komplexe Handlungsstränge, werfen Fragen von Moral und Gesellschaftskritik auf, sind visuell aufwendig produziert und stellen differenzierte Charaktere in den Mittelpunkt. Die Publikation selbst fokussiert in weiterer Folge auf US-Produktionen, mit der dänischen Erfolgsserie "Borgen – Gefährliche Seilschaften", der britischen Mockumentary "The Office" oder der australischen Miniserie "Top of the Lake" findet aber auch vereinzelt Internationales Eingang.

Keine "Gilmore Girls" und auch kein "Dawson's Creek"

Den Anspruch auf Vollständigkeit darf man wahrlich nicht stellen, entdeckt wohl jeder individuell die eine oder andere Lücke. So fehlen etwa maßgebliche Produktionen wie "Sherlock", "Fargo" oder "American Horror Story", manch prägendes Teenie-Format wie "Dawson's Creek" oder "Gilmore Girls" und erschließt sich dem Leser nicht, warum die Rache-Soap "Revenge" vertreten ist, sämtliche Shows der einflussreichen Serien-Königin Shonda Rhimes ("Grey's Anatomy", "Scandal", u.a.) aber übergangen werden. Dafür finden auch kurzlebige Geheimtipps wie das selbstreferenzielle "Bored to Death" mit Jason Schwartzman Platz und ist generell eine Liebe für das etwas andere US-Comedy-Format mit "Louie" oder "Lass es, Larry" zu erkennen.

So steht neben längst beendeten, aber bis heute kultigen Serien wie "Akte X", "Seinfeld" oder "Die Sopranos" auch weniger Bekanntes wie die Krimiserie "Homicide" (1993-1999), die auf einem Sachbuch vom späteren "The Wire"-Autor David Simon basiert, oder Lars von Triers legendäre Reihe "Geister". (APA/sc, 16.7.2015)