Außen gibt es jetzt dreidimensionale Heckleuchten, ...

Foto: Fiat

... innen unter anderem neue Hauptinstrumente.

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Mittels Second Skin lassen sich effektreiche Ciquecenti gestalten, das da heißt Camouflage.

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Und an der Front zitieren die unteren Scheinwerfer die horizontal durchbrochenen Nullen des 500er-Schriftzugs.

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Dazu gibt es peppige Farben und Materialien.

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Fiat hat General Motors geschluckt und ist mit einem Schlag zum mit Abstand größten Automobilhersteller der Welt avanciert. Das ging ja schnell. Zwischen erster vager Absichtserklärung und Realisierung sind nur ein paar Wochen vergangen ...

Nein, keine Sorge, Sie haben nichts Maßgebliches versäumt, die Szene spielt in einem Paralleluniversum, in einem, in dem Träume umgehend wahr werden. In unserem hingegen spielt Sergio Marchionne, Chef und visionärer oberster Groscherlzähler von FCA (Fiat Chrysler Automobiles), weiter Strategiespiele im Sandkasten, und man gewinnt ansonsten eher den Eindruck, er wolle den Konzern kaputtsparen denn tatsächlich endlich produktoffensive Argumente für das Prosperieren der einzelnen Marken liefern.

Alfa, nämlich der avisierte Ausbau auf der neuen Hinterradantriebsplattform – Giulia und Konsorten -, ist da der erste Lichtblick seit Jahren. Aber nehmen Sie zum Beispiel Fiat. "Neuer 500!", Masterpiece reloaded!", so tönte es im Umfeld der Präsentation in Turin. Und dann? Ja, dann ist das doch nur ein wenn auch gründliches Facelift. Statt eines ganz neuen Autos, das man nach acht Jahren Bauzeit hätte erwarten dürfen.

1900 neue Komponenten, über 40 Prozent des Cinquecento seien neu, präzisierte Fiat, die Schwerpunkte der Ganzkörperpflege hätten auf Design, Ökologie, Infotainment/Konnektivität, Sicherheit und Individualisierung gelegen. Wobei sich mit letzterem Punkt der Kreis zum ersten schließt.

Feste feiern

Erst einmal aber laden wir uns ein zur Feier am 4. Juli. Den begehen die Amis seit 1777 als Unabhängigkeitstag, an dem wurde 1957 der erste 500, der "Cinquino", aus der Taufe gehoben – und 50 Jahre später, eben 2007, der Cinquecento neuer automobiler Zeitrechnung, mit einem gigantischen Fest und Feuerwerk an der Po-Promenade. Die Erneuerung des 500 wurde soeben konsequenterweise ebenfalls auf (und um) den 4. Juli gelegt, allerdings mit erheblich weniger Tamtam als 2007.

Rückwärts blicken und dabei den Vorwärtsgang einlegen, lautet das Thema. Retro hat bisher eigentlich nur bei Mini gut, sensationell gut, geklappt – nun auch bei Fiat. Seit 2007 wurden rund 1,5 Millionen 500er verkauft, und auch sonst wurde die Cinqecentisierung vorangetrieben: Neben 500 und 500C (Cabrio), gebaut im schlesischen Tichau, gibt es den Van 500L und nun auch den SUV 500X. Daneben macht eigentlich nur mehr der Panda richtig Stückzahl, der Punto ist seit 2005 auf dem Markt und damit ergreist, der Freemont stammt von Chrysler, der Rest sind Pkw-Derivate von Nutzfahrzeugen.

Nuova 500 also. Ein Auto, das sich weniger über den Erzählstrang Fahreigenschaften (fährt, eh klar; auch flott, wenngleich das Fahrwerk nicht zu den Glanzleistungen zeitgenössischen Automobilbaus zählt) aufdrängt, sondern mehr über den von Styling, Mode. Begehrlichkeitsmaßstab ist also eher die Damenhandtasche denn das Hightechspielzeug. Second Skin! Peppige Farben und Materialien! Dreidimensionale Heckleuchten! Schickes Zentralinstrument von Magneti Marelli! Uconnect-Infotainment-System! Internetradio mit 100.000 Sendern!

Bestseller in Österreich

Das geht zack, zack, da können nur junge Menschen folgen oder jung gebliebene, aber man möchte kaum glauben, wie viele das sind: Auch in Österreich ist der 500 ein Bestseller, führt in seinem Marktsegment, und das wird auch so bleiben, die Lifestylekugel genießt nun mal zu Recht extrem hohe Sympathiewerte.

Second Skin? Damit bietet Fiat eine neue Form der Individualisierung. Sechs zweite Aufklebehäute werden angeboten, Comics etwa in Rot- oder Gelb-Schwarz, Lord in klassischem Karo, Navy im Streifenlook, Camouflage in Haute-Couture-Tarnfarben. Und wenn dann die gewählte Haut nicht mehr gefällt, lässt man sie entfernen oder durch eine andere ersetzen. Tätowierung mit Entfernungsgarantie, sozusagen.

Motoren? Drei Benziner gibt's zum Auftakt. Ein überarbeiteter 1,2-Liter-Benziner mit 69 PS und 99 g CO2/km folgt dann im Dezember, ein 1,3-Liter-Diesel mit 95 PS und 89 g CO2/km ebenfalls. (Andreas Stockinger, 17.7.2015)