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Außenminister Sebastian Kurz, Bundespräsident Heinz Fischer und Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif in der Wiener Hofburg.

Foto: APA/Hochmuth

Wien – Der erfolgreiche Abschluss der Atomverhandlungen in Wien wurde vielerorts als Sternstunde der Diplomatie gepriesen. Angesichts gewaltsam ausgetragener Konflikte der Gegenwart sei es ein positives Signal, dass sich in einer zentralen weltpolitischen Frage wieder einmal der lange Atem friedlicher Verhandlungen durchsetzen konnte, meinen zahlreiche Diplomaten und Kommentatoren.

Für Österreich und insbesondere für Wien könnten diese Verhandlungen auch eine Stärkung der Rolle als Diplomatie-Standort bringen – und einen positiven Effekt auf das Image Österreichs in der Welt. Mehr als 600 akkreditierte Journalisten aus etwa 70 Ländern berichteten 18 Tage lang aus Wien. Den Werbewert bezifferte das Außenministerium auf rund 100 Millionen Euro.

Die Zahl entstammt allerdings einer Analyse aus dem Jahr 2014, als in Wien schon einmal eine große Verhandlungsrunde im Atomkonflikt mit dem Iran über die Bühne ging. Damals gab es kein Ergebnis, die Frist wurde verlängert. Nach den abermaligen – diesmal erfolgreichen – Gesprächen könnte die Umwegrentabilität sogar noch höher sein. Die Kosten, etwa für Unterbringung von Delegationsmitgliedern und Bereitstellung von Konferenzinfrastruktur, würden demgegenüber im "einstelligen Millionenbereich" liegen, erklärte Gerald Fleischmann, Pressesprecher von Außenminister Sebastian Kurz, im Gespräch mit dem STANDARD.

Wettstreit der Standorte

Den Schlussverhandlungen war ein monatelanges Tauziehen mit der Schweiz vorausgegangen. Die Runde davor, die mit einem Interimsabkommen endete, fand im März und April in Lausanne statt, danach wurden die Gespräche auf Experten- und Beamtenebene wieder nach Wien verlagert. Erst im Juni wurde entschieden, dass auch die Finalrunde in Wien über die Bühne gehen solle.

Nicht alle Delegationen sollen darüber glücklich gewesen sein. So wurden etwa Bedenken wegen mangelnder Sicherheit vor Cyberattacken laut. Dass die Schlussverhandlungen letztlich doch im Palais Coburg bei der Ringstraße geführt und die Einigung im Wiener Austria Center verkündet wurde, wertet das Außenministerium auch abseits der Kosten-Nutzen-Rechnung als Erfolg. Wien, so Fleischmann, konnte sich erneut als Konferenzstadt profilieren und damit seine Bedeutung als Sitz zahlreicher internationaler Organisationen wie der Vereinten Nationen oder der Atomenergiebehörde IAEA neu beleben. (Gerald Schubert, 16.7.2015)