Hat man erst einmal ein lauschiges Plätzchen gefunden, ...

Foto: Mercedes

... kann man das Dach elektrisch hochfahren.

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So wohnlich und kuschelig ...

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... kann man es sich im auf der V-Klasse basierenden Marco Polo herrichten.

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Der Schlafplatz befindet sich auf Dachniveau.

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Die Standheizung war auf kuschelige 19 Grad eingestellt, der Schlafplatz befand sich im aufstellbaren Dach aus glasfaserverstärktem Kunststoff (das sich elektrisch in kurzer Zeit hochfahren lässt), die Lattenrostliege mit über zwei Meter Liegefläche vermittelte mehr Platz als im trauten Heim, aus der Audioanlage säuselten dank Fernsteuerung Schlafmelodien.

Was hatte das alles mit Marco Polo zu tun? Eine reizvolle Probenacht im Mercedes-Wohnmobil, das nach dem berühmten venezianischen Entdeckungsreisenden, Geschichtenerzähler und Begleiter der Prinzessin Kököchin auf ihrem Zug von China nach Persien benannt ist. Versteckt sich dahinter die Aufforderung, mit diesem Fahrzeug ein wenig die große oder kleine Welt zu erobern? Marco Polo jedenfalls erlebte im 13. Jahrhundert einmalige Abenteuer. Unglaublich, welche Weltreisen unter damaligen Komfortvorstellungen möglich waren.

Camping boomt

Europaweit boomt das Campinggeschäft, aber nicht mehr in der Form der mageren Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Damals zogen Kolonnen von klapprigen Fahrzeugen mit Einachsanhänger Richtung Jugoslawien, wer es sich leisten konnte, bog vorher nach Italien ab. Aus dem Hänger wurde die Schlafstelle, notdürftig mit Zeltplanen abgedeckt.

Der Campingplatz war oft die saure Wiese eines Bauern, über sanitäre Anlagen sei der Mantel des Schweigens gebreitet. Schon damals tauchten aber die ersten Wohnmobile auf, Fahrzeug und Wohnraum als Einheit, Halbwracks von Autobussen aus stürmischen Kriegstagen oder Lastkraftwagen mit einem kabinenartigen Aufbau. Aus dieser Welt des Campings entwickelte sich eine Philosophie des Reisens, Unabhängigkeit von Hotels oder vorgebuchten Quartieren, die freie Wahl der Destination und des Zwischenaufenthaltes als Gegensatz zu fix gebuchten Reisen.

Luxusgefühle

Kehren wir wieder zum Marco Polo unserer Tage zurück. In einem Mercedes-Wohnmobil zu reisen generiert gewisse Luxusgefühle. Die Inneneinrichtung hat Loungecharakter, die Kochzeile mit den beiden flaschengasbeheizten Flammen weckt das Verlangen, Kochkünste zu zeigen, vier Personen haben in den beiden Varianten Marco Polo (basiert auf der V-Klasse) oder Marco Polo Activity mit Mercedes-Vito-Genen bequem Platz.

Eine seltene Situation in der Automobilbranche: Das Daimler-Team hinter diesem Teilbereich der Marke besteht selbst aus begeisterten Campern, die mit ihren Wohnmobilen kreuz und quer durch Europa gondeln, wir reden also von Insidern. Die Zielgruppe ist eindeutig identifiziert: wohlhabende, etwas reifere Paare, die vielleicht mit den Enkeln oder auch allein auf Reisen gehen.

Mercedes heißt Premium, die exklusive Welt mit der vollwertigen Ausstattung beginnt bei über 60.000 Euro. Der Vorteil der Investition liegt in der Tatsache, dass in der toten Reisezeit trotz 5,14 m Länge ein wendiges, in fast alle öffentlichen Garagen passendes Fahrzeug zur Verfügung steht – mit der Konfiguration einer Limousine. Der 1,6-Liter-4-Zylinder-Diesel mit 88 bis 190 PS sorgt für Vortrieb, wer wirkliche in Richtung des Nordkaps oder der Wüsten Marokkos aufbricht, sollte an die 4matic-Allradtechnik denken.

Glaubensfrage

Campingplätze sind heute fast Luxusoasen mit hochwertiger Sanitäreinrichtung, Gastronomie, Pools. Aber auch offizielle Stellplätze bieten eine gute Infrastruktur. Weiterhin prallen aber zwei Denkrichtungen, Glaubensfragen fast, aufeinander. Hier Wohnmobil, dort Wohnwagen. Leopold Umshaus, Transportunternehmer, oftmaliger Oldtimer-Staatsmeister, Hardcore-Repräsentant der Wohnwagenfans, schwört ungebrochen auf das gezogene Quartier. Viel Platz, Komfort, kinderfreundlich, eigene Nasszelle, kein Autobus als Schleppfahrzeug notwendig, Unabhängigkeit des Zugwagens für Ausflüge.

Einig sind sich alle Campingfans, welcher Denkschule auch immer sie angehören: Pauschalreisen mit dem Flugzeug mögen billiger sein, doch der Reiz einer gewissen Freiheit ist vielen den finanziellen Aufwand wert. (Peter Urbanek, Rondomobil, 17.7.2015)