Teheran/Wien – Am Abend des 3. April, als in Lausanne das Rahmenabkommen zum jetzt in Wien verhandelten finalen Deal stand, gingen in Teheran viele Menschen zum Feiern auf die Straße – um, wie Korrespondenten berichteten, dann wieder kurzfristig zu verschwinden, um Platz vor den Fernsehern zu nehmen und sich die Details der Vereinbarung anzuhören. Auch diesmal wappnen sich die Behörden für Freudenkundgebungen in der iranischen Hauptstadt, die so gesittet ablaufen sollen, dass sie nicht gleich wieder die Konservativen gegen die Regierung aufbringen.

Der iranische Präsident Hassan Rohani versuchte in den vergangenen Tagen, Erwartungsmanagement zu betreiben: Auch wenn es keinen Abschluss gäbe, hätte der Iran durch die Verhandlungen der vergangenen eineinhalb Jahre doch enorm an internationalem Ansehen und Sympathien gewonnen. Tatsächlich hätten die Verhandler bei einem Zusammenbruch der Gespräche erst einmal politische Rückenstärkung zu erwarten. Das iranische Parlament veröffentlichte am Sonntag eine Erklärung, in der es die Verhandler für ihre Standfestigkeit lobte – und an die iranischen "roten Linien" erinnerte.

Auch wenn Anfang April der heimkehrende Außenminister Mohammed Javad Zarif in Teheran wie ein Held gefeiert wurde, so wird ein fertiges Abkommen jedoch von den Gegnern unweigerlich zerlegt und kritisiert werden. Denn klar ist, dass Teheran bei allen Punkten Federn lassen wird – wie ja auch der Gegenseite Kompromisse abgerungen werden.

"Imperiale Arroganz"

Zuletzt hatten die Iraner besonders die USA beschuldigt, wieder einmal die Spielregeln bei laufendem Spiel ändern zu wollen. Die Aussage von US-Außenminister John Kerry vergangenen Donnerstag, er werde nicht ewig verhandeln, wurde in Teheran als die übliche imperiale Arroganz bezeichnet. Der Berater des religiösen Führers, Ex-Außenminister Ali Akbar Velayati, bezeichnete die Worte Kerrys als "psychologische Kriegsführung".Bereits das Rahmenabkommen wurde von iranischen Hardlinern als "Lausannechay" kritisiert – eine Analogiebildung zum Frieden von Turkmanchay vom Februar 1828, in dem Iran (nach dem Frieden von Golestan 1813) weitere Kaukasus-Territorien an das Zarenreich abtreten musste. So wie immer im Iran fehlten aber auch die ironischen Wendungen nicht, etwa, dass in der Anreicherungsanlage in Fordow künftig Popcorn produziert werde. (guha, 13.7.2015)