Jerusalem – Ein am Montag veröffentlichtes Video von der Tötung eines jungen Palästinensers durch einen israelischen Soldaten im Westjordanland bringt die israelische Armee in Erklärungsnot.

Eine Armeesprecherin sagte, zwei Soldaten hätten wegen der "unmittelbar drohenden Gefahr" auf den Jugendlichen geschossen. Der 17-jährige Mohammed Kasba hatte am 3. Juli am Kontrollpunkt Kalandia südlich von Ramallah Steine auf ein israelisches Patrouillenfahrzeug geworfen und war kurz darauf erschossen worden.

Die israelische Menschenrechtsorganisation B'Tselem veröffentlichte allerdings Bilder von der Überwachungskamera einer Tankstelle, welche die Darstellung der Armee in Zweifel ziehen. Auf dem Video ist ein Mann zu sehen, der auf ein Militärfahrzeug zuläuft, es mit einem Stein bewirft und dann wegrennt.

Das Fahrzeug hält an, zwei Männer steigen aus und laufen dem flüchtenden Steinewerfer nach. Wie B'Tselem unter Berufung auf Augenzeugen erklärte, wurde der Palästinenser von den Soldaten letztlich aus zehn Metern Entfernung erschossen. Die Soldaten seien anschließend weggefahren, ohne Hilfe zu holen.

Die Behauptung der Armee, dass der flüchtende Jugendliche eine "tödliche Gefahr" für die Soldaten gewesen sei, sei "unbegründet", kritisierten die Menschenrechtler. Die israelische Armee erklärte am Montag lediglich, dass der Vorfall von der Militärpolizei untersucht werde. Medienberichten zufolge wurde der Todesschütze bereits in der vergangenen Woche befragt. (APA, 13.7.2015)