Der Smiley existiert schon seit über einem Jahrhundert, doch Fahlman übersetzte ihn in Zeichensprache. (Bild: Denise P.S., Flickr)

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Scott Fahlman ist mit 67 Jahren noch immer als Informatik-Professor aktiv

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Wir schreiben das Jahr 1982: Der gängige Computer ist der Commodore 64, im "Internet" tummeln sich vor allem Mitarbeiter großer Universitäten. So auch an der Carnegie Mellon University, deren internes Message-Board ein großes Problem hat: Humorvolle, ironisch gemeinte Beiträge werden nicht verstanden; man braucht dringend eine "Witz-Markierung". Es gibt zahlreiche Vorschläge: Etwa die Raute "#", die später zu anderen Ehren kommen sollte. Auch der Stern "*" (der heute für Korrekturen steht) oder "%" sind im Rennen. Ein Professor schlägt "&" vor, da es an einen "wohlbeleibten Mann, der glücklich lacht" erinnert.

"Muss 64.000 Selfies mitmachen"

Dann hat der damals 34-jährige Informatikprofessor Scott Fahlman seinen Auftritt: "Ich schlage vor, die folgende Zeichenkombination als Witze-Markierung zu benutzen: ':-)' – Lest es von der Seite. Übrigens, vielleicht wäre es angesichts der aktuellen Lage klüger, Dinge, die kein Witz zu markieren. Dafür: ':-('". Die Idee setzt sich durch. Fahlman wird zum "Vater des Emoticons". Dafür ist er bis heute berühmt: Carnegie Mellon feiert jährlich eine große Party, zu der Fahlman seine Smiley-Kekse bäckt. Er muss laut eigenen Angaben rund "64.000 Selfies" mit Studenten machen und wurde in den vergangenen Jahrzehnten etwa in der New York Times, Wired oder sogar der Modezeitschrift Vogue porträtiert.

Wahres Lebenswerk nicht so berühmt

Doch Fahlman ist selbst Teil einer kleinen Tragödie: Denn der Informatik-Professor forscht seit Jahrzehnten zu maschinellem Lernen und künstlicher Intelligenz. Seine Forschungsergebnisse in diesem Bereich sind spektakulär und wurden etwa vom militärischen US-Forschungsfonds DARPA, Google, Cisco und der US Navy unterstützt. Fahlman versucht in einem System namens "Scone", Maschinen das menschliche Denken beizubringen. Künstlicher Intelligenz fällt es nämlich schwer, verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Um Geschichten zu verstehen, ist es jedoch nötig, die Sicht einzelner Charaktere zu berücksichtigen.

Kluge Maschinen

Außerdem sollen Maschinen lernen, intuitiv zu verstehen. Mittels Repräsentationen, wie Narrative.ly erklärt: Ein Elefant ist etwa ein vierbeiniges, graues Tier. Der Computer soll nun das Konzept eines Elefanten begriffen haben und künftig abrufen können. Fahlman hat wesentlich zu diesen Systemen beigetragen, die heute in weitaus komplexerer Form bei zahlreichen Anwendungen zum Einsatz kommen. Erinnert werden wird er aber wohl für das ":-)", denkt er selbst: "Ich weiß schon jetzt, was die erste Zeile meiner Todesanzeige sein wird."

Kein Geld verdient

Geld verdient hat Fahlman mit dem Emoticon übrigens nicht. Er hat kein Patent anmelden lassen, gibt auch zu, dass die "Idee eines Smiley" natürlich nicht von ihm stamme. Aber die Umsetzung in Tastenzeichen sehr wohl. Tatsächlich wird die "Erfindung" des klassischen Smiley dem Grafikdesigner Harvey Ross Ball zugesprochen, der übrigens auch kaum etwas damit verdient hat. Aber schon um die Jahrhundertwende 1900 druckten Zeitungen erste Smileys ab.

Für Fahlman, der bald 68 Jahre alt wird, bleibt das Emoticon jedenfalls eine "zehn-minütige Angelegenheit". Sein wahres Lebenswerk liegt noch vor ihm. Denn Siri und Co seien laut Fahlmann noch weit von künstlicher Intelligenz entfernt, sondern vielmehr ein "Taschenspielertrick". Deshalb denkt er noch nicht an eine Pensionierung, sondern will weiterforschen. Das Emoticon spielt keine Rolle, aber: "Es gibt jedenfalls schlimmere Dinge, für die man berühmt sein kann". :-) (fsc, 08.08.2015)