Auch in den entlegensten Ecken des Iran kennt man inzwischen die Stadt Wien, seit man fast stündlich die neuesten Nachrichten über die Verhandlungen über das iranische Atomprogramm verfolgt: mit einem Hauch von Stolz, denn zu sehen ist der Iran im Kreis der Großmächte. Die Erwartungen waren zuletzt groß, viele wünschten sich, dass die seit 36 Jahren am letzten Freitag im Fastenmonat Ramadan stattfindende Demonstration am Jerusalem-Tag mit der Ankündigung einer Einigung zusammenfallen könnte. Die Nachrichten aus Wien am Donnerstagabend zerstörten diese Erwartungen. Und so verlief die Demonstration wie seit Jahren mit anti-israelischen Parolen und Solidaritätsbekundungen mit den Palästinensern.

Gegenwind aus Teheran

Angesichts des Optimismus der letzten Zeit konzentrierten sich die Gegner der Verhandlungen auf Warnungen und erinnerten an schlechte iranische Erfahrungen mit den USA in den vergangenen 30 Jahren. Iran dürfe nicht vor dem Westen kapitulieren. Unabhängig davon, wie die Verhandlungen in Wien ausgehen, ist man im Iran der Meinung, dass die Wirtschaftssanktionen gegen das Land nur noch auf wackeligen Beinen stehen und die Zeit der finanziellen Einschränkungen bald endgültig vorbei sind.

Um die Erwartungen zu dämpfen, verweist die Regierung auf die großen Probleme, die ihr die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad hinterlassen hat. Sie zu überwinden, werde die ganz große Herausforderung für Präsident Hassan Rohani sein, sagte Regierungssprecher Mohammed Bagher Nobakht zu Journalisten. (Amir Loghmany aus Teheran, 11.7.2015)