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Angeknackst: Tony Martin schleppte sich ins Ziel.

Foto: APA/AP/De Jong

Le Havre – Das Gelbe Trikot scheint bei der laufenden Tour de France kein Glück zu bringen. Drei Tage nach dem Schweizer Fabian Cancellara hat die Frankreich-Rundfahrt den nächsten Gesamtführenden verloren. Der Deutsche Tony Martin zog sich am Donnerstag im Finish der sechsten Etappe in Le Havre einen Schlüsselbeinbruch zu und musste aufgeben. Das bestätigte sein Etixx-Teamchef Patrick Lefevere am Abend.

Den Tagessieg holte sich Martins tschechischer Teamkollege Zdenek Stybar, der sich auf dem letzten, kurzen Anstieg vom Feld abgesetzt hatte. Martin kam knapp nach der Tausend-Meter-Marke zu Sturz. Der 30-Jährige war im Feld weit vorne gefahren. Zahlreiche weitere Topfahrer, darunter Vorjahressieger Vincenzo Nibali und der Kolumbianer Nairo Quintana, wurden in den Zwischenfall verwickelt, konnten die Tour im Gegensatz zu Martin aber fortsetzen.

"Ganz schöne Schmerzen"

Beim deutschen Zeitfahr-Spezialisten bestätigte sich der Verdacht auf einen Bruch des linken Schlüsselbeins. Mehrere Teamkollegen mussten ihn bei den letzten Metern über die Ziellinie unterstützen. "Ich habe doch ganz schöne Schmerzen", erklärte Martin. "Glück und Pech liegen bei der Tour sehr nah beisammen." Mit Cancellara hatte die Frankreich-Rundfahrt erst am Montag einen Protagonisten in Gelb mit einem zweifachen Wirbelbruch verloren.

Als bisheriger Gesamtzweiter ist der Brite Chris Froome der neue Gejagte. Der Tour-Sieger von 2013 konnte einen Sturz mit Mühe verhindern. Nibali ging zu Boden und erlitt eine Knieprellung. Dabei hatte die 191 km von Abbeville nach Le Havre lange Zeit wie die erste Etappe ohne größere Zwischenfälle ausgesehen. Als letzter von drei Ausreißern wurde der Belgier Kenneth von Bilsen drei Kilometer vor Schluss vom Feld gestellt.

Stybar nutzte Verwirrung

Für die Entscheidung sorgte die Cote d'Igouville, ein 850 m langer Anstieg kurz vor dem Ziel. Stybar nutzte die durch den Sturz von Martin entstandene Verwirrung. Der 29-Jährige setzte sich zwei Sekunden vor dem Slowaken Peter Sagan durch, der den Sprint der Verfolger anführte. Der Österreicher Marco Haller, wichtiger Helfer des elftplatzierten norwegischen Sprintstars Alexander Kristoff, erlitt im Finish einen Reifenschaden.

Haller wurde ebenso wie der Vorarlberger Matthias Brändle zeitgleich mit dem Feld gewertet. Bestplatzierter Österreicher in der Gesamtwertung ist weiterhin der Steirer Georg Preidler, der mit seinem Team Giant einige Nachführarbeit leistete und in Le Havre etwas mehr als drei Minuten verlor. Am Freitag stehen 190 km durch die Normandie auf dem Programm. Von Livarot geht es zur früheren Grenzfestung nach Fougeres.(APA, 9.7.2015)

Ergebnisse der 102. Tour de France vom Donnerstag:

6. Etappe (Abbeville – Le Havre/191,5 km): 1. Zdenek Stybar (CZE) Etixx 4:53:46 Std. – 2. Peter Sagan (SVK) Tinkoff +0:02 Min. – 3. Bryan Coquard (FRA) Europcar – 4. John Degenkolb (GER) Giant – 5. Greg Van Avermaet (BEL) BMC – 6. Tony Gallopin (FRA) Lotto – 7. Edvald Boasson Hagen (NOR) MTN – 8. Davide Cimolai (ITA) Lampre – 9. Julien Simon (FRA) Cofidis – 10. Gorka Izagirre (ESP) Movistar – 11. Alexander Kristoff (NOR) Katjuscha. Weiter: 54. Matthias Brändle (AUT) IAM, alle gl. Zeit. – 138. Georg Preidler (AUT) Giant +3:06 – 174. Tony Martin (GER) Etixx +0:02 – 187. Marco Haller (AUT) Katjuscha, gl. Zeit (beide nicht gewerteter Zeitrückstand durch Zwischenfälle innerhalb der Drei-Kilometer-Marke)

Gesamtwertung: 1. Martin 22:13:14 Std. – 2. Chris Froome (GBR) Sky +0:12 Min. – 3. Tejay van Garderen (USA) BMC +0:25 – 4. Sagan 0:27 – 5. Gallopin 0:38 – 6. Van Avermaet 0:40 – 7. Rigoberto Uran (COL) Etixx 0:46 – 8. Alberto Contador (ESP) Tinkoff-Saxo 0:48 – 9. Stybar 1:04 – 10. Geraint Thomas (GBR) Sky 1:15. Weiter: 101. Preidler 24:35 – 118. Brändle 27:53 – 173. Haller 47:07