"ZiB 24"-Moderator Roman Rafreider.

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Man gibt sich genervt in der Eurozone, besonders in Deutschland und Österreich. Nicht wegen der drückenden Hitze. „Die“ Griechen sind schuld. Jetzt haben die eh schon nichts mehr zum Essen und sagen dann auch noch „Ochi“ zu noch weniger. Und dieser Tsipras! Statt zu Kreuze zu kriechen, habe der jetzt „noch mehr Selbstbewusstsein“, so ZiB 24-Moderator Roman Rafreider am Dienstag: „Schüchtern war er ja noch nie.“ Stimmt. Ganz anders als andere Politiker Europas, wo es ja vor allem scheue Menschen in diesen Beruf treibt.

Frist um Frist hat man denen jetzt gesetzt. Und die Medien müssen das glaubhaft rüberbringen. Abend für Abend, Woche für Woche. Manche versuchen es mit ironischem Unterton, wie Rafreider: „Sie werden es nicht glauben, es gibt eine neue Deadline – Sonntag ist D-Day“, sagt er und spielt mit dem Wort, das man in Europa mit der Landung der Alliierten in der Normandie 1944 verbindet. „Es gibt wieder ein neues Ultimatum“, sagt dann Brüssel-Korrespondentin Cornelia Primosch und setzt streng, als ob sie es entscheiden könne, nach: „und das ist jetzt das letzte.“

Deadlines, das wissen wir aus der Filmindustrie, erhöhen die Dramatik: Da gab es das Flüchtlingsdrama Die letzte Chance (1945), den Kriegsfilm Entscheidung vor Morgengrauen (1951), den Western High Noon (1952), den Politthriller Das Ultimatum oder gar Deadline (2009), einen amerikanisch-malaysischen Horrorfilm. Aber „der“ Grieche hat gerade nicht viel Zeit für Spielfilme. 16 Stunden arbeiteten er und seine Frau täglich, erzählt im nächsten Beitrag ein Grieche, und das reiche nicht, um nur einen der beiden durchzubringen. Das ist Dramatik genug. (Colette M. Schmidt, 9.7.2015)