Havanna/Bogota – Die Unterhändler der kolumbianischen Farc-Guerilla haben bei den Friedensverhandlungen mit Regierungsvertretern in Havanna am Mittwoch einen einmonatigen einseitigen Waffenstillstand angekündigt. Die Waffenruhe solle ab dem 20. Juli gelten, sagte der Farc-Chefunterhändler Iván Márquez Journalisten. Damit werde den Forderungen der vier Staaten Rechnung getragen, die den Friedensprozess begleiten.

Bei den vier Ländern handelt es sich um die sogenannten Garantiestaaten Kuba und Norwegen sowie um Chile und Venezuela. Diese hatten am Dienstag von den Konfliktparteien eine "Deeskalation des bewaffneten Konflikts" gefordert. Márquez hatte zuvor der kolumbianischen Armee vermehrte Angriffe auf FARC-Kämpfer vorgeworfen.

Die kolumbianische Regierung und die Farc-Rebellen führen seit November 2012 Friedensgespräche in der kubanischen Haupstadt. Bei den Verhandlungen gab es in mehreren Punkten eine Einigung, zuletzt aber kaum noch Fortschritte.

Die Bewaffneten Streitkräfte Kolumbiens (Farc) hatten bereits im Dezember eine einseitige Waffenruhe ausgerufen, töteten im April jedoch in einem Hinterhalt elf Soldaten. Der kolumbianische Präsident Juan Manuel Santos ordnete daraufhin eine Wiederaufnahme der Luftangriffe auf mutmaßliche Stellungen der Rebellen an. Diese weiteten ihrerseits die Angriffe auf Sicherheitskräfte und die Infrastruktur des Landes aus. Ende Mai beendete die FARC die einseitige Waffenruhe offiziell.

Die Farc-Guerilla kämpft seit einem halben Jahrhundert gegen den Staat und Großgrundbesitzer. In dem längsten Konflikt Lateinamerikas wurden bei Kämpfen zwischen linken Guerilleros, rechten Paramilitärs, Drogenkartellen und den staatlichen Sicherheitskräften rund 220.000 Menschen getötet und mehr als sechs Millionen aus ihren Häusern vertrieben. (APA, 8.7.2015)