Der Traum von der ewigen Jugend kann bereits am schönsten Tag zum Fluch werden: Blake Lively und Michiel Huisman in "Für immer Adaline".

Foto: Ascot Elite

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Wien – Wenn irgendwo ein Blitz einschlägt, ist die Wirkung meist zerstörerisch. Im Fall von Adaline Bowman zeigt sich das allerdings erst auf lange Sicht. Die schöne, junge Frau fährt in einer Regennacht in einen Fluss, stirbt unter Wasser einen schnellen Tod, doch bevor noch die Starre einsetzen kann, wird sie auch schon wieder belebt, weil es in sie einschlägt.

Die naturwundersame Auferweckung hat allerdings Nebenwirkungen, die in Lee Toland Kriegers Drama Für immer Adaline auf chemische Prozesse zurückgeführt werden, die erst im Jahr 2035 entdeckt werden. Dass der Film davon weiß, deutet darauf hin, dass er in das Genre der Science-Fiction gehört. Man wäre da aber nie darauf gekommen.

Adaline ist nach ihrem Unfall ähnlich der Zeit entrückt wie seinerzeit Benjamin Button. Sie steckt im Körper einer jungen Frau von 29 Jahren fest, das ist in etwa auch das Alter, das Blake Lively, bekannt aus der Serie Gossip Girl, während der Dreharbeiten hatte. Was sich zuerst wie ein Traum ausnimmt (ewige Jugend! wer würde da sofort Nein sagen?), erweist sich absehbarer Weise als Problem. Denn Adaline muss dabei zusehen, wie ihr die Menschen entwachsen. In erster Linie die eigene Tochter. Was aber soll sie zum Beispiel mit Verkehrspolizisten machen, die zuerst auf ihren Ausweis schauen, und dann in ihr Gesicht, und die dann mit der Diskrepanz nicht klarkommen?

Logistische und menschliche Probleme

Sie könnte sich nun natürlich immer brav an alle Regeln halten, alles tun, um nur nicht aufzufallen, aber das würde nur einen Teil der logistischen Probleme lösen; nicht zu sprechen von den allgemein menschlichen. Denn Liebe beginnt zwar mit einem kostbaren Moment (der Verzauberung), bewährt sich aber nur in der Dauer. Vom Gemeinsam-alt-Werden ist Adaline durch ihren Blitzjungbrunnen ausgeschlossen.

Ihr negatives Privileg wird umso schmerzlicher deutlich, als sie einen echten Schönling trifft, einen Mann, mit dem man nicht nur alt werden, sondern sich vermehren möchte. Der Schauspieler Michiel Huisman ist mit Anachronismen durchaus vertraut, er gehört zum Ensemble von Game of Thrones. Hier spielt er einen Mann, der lange arglos ist und der sich schließlich von Adaline an einen Ort führen lässt, an dem er "noch nie zuvor gewesen ist". Diese doppelte romantische Anstrengung (denn auch er hatte solches zuvor schon mit ihr versucht) spielt auf das Grundmotiv des Films an, der kann diese hehre Idee aber nicht einlösen. Denn Für immer Adaline ist letztlich doch durch und durch ein konfektioniertes Produkt, das durch den Auftritt von Harrison Ford in der zweiten Hälfte auch noch Alterssentimentalität an den Tag legt.

Der schönste Moment ist einer, in dem Adaline mit sich allein ist: Sie sieht sich einen alten Film an, der San Francisco im Jahr 1906 zeigt. Es handelt sich um eines der berühmtesten Stücke aus dem "Early Cinema", der Experimentalfilmer Ernie Gehr hat es mit seinem Meisterwerk Eureka verewigt. Hier deutet sich an, dass man dieses einmalige Schicksal auch anders hätte auflösen können als nach den Gesetzen des klassischen Rührstücks. (Bert Rebhandl, 9.7.2015)