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Nguyen Phú Trong besucht Washington.

Foto: AP/Tran Van Minh

Washington – Der 20. Jahrestag der Annäherung steht im Zeichen eines gemeinsamen Gegners: Beim Besuch des Chefs der Kommunistischen Partei Vietnams, Nguyen Phú Trong, in Washington sollte es am Dienstagabend nicht nur – wie in einer Ankündigung des Weißen Hauses angegeben – um eine "Reflexion der gemeinsamen Errungenschaften in den vergangenen 20 Jahren" gehen, sondern auch darum, was ganz am Ende mit "bilateraler Verteidigungskooperation" bezeichnet wird: um den gemeinsamen Versuch, den zuletzt mit wachsendem Selbstbewusstsein vorgetragenen Machtansprüchen Chinas im Südchinesischen Meer etwas entgegenzustellen.

Dass Generalsekretär Trong überhaupt im Oval Office empfangen werden sollte, gilt als Indiz für die Bedeutung, die die US-amerikanische Regierung den Gesprächen beimisst. Auch wenn Trong nach Ansicht vieler Medien eine der mächtigsten Personen Vietnams ist – die Ehre eines Besuchs im Arbeitszimmer des Präsidenten wird meist nur Staats- und Regierungschefs zuteil. Washington sieht in der Zusammenarbeit mit dem früheren Kriegsgegner einen bedeutenden Baustein für den künftigen Einfluss in der Region. Daher versucht man die Kooperation schon seit einigen Jahren zu vertiefen, wirtschaftlich und politisch, aber auch militärisch. Erst im vergangenen Herbst etwa wurde ein Waffenembargo aus der Zeit des Vietnamkrieges gelockert.

Am Empfang für Trong gab es in den USA auch Kritik. Der Parteichef gilt als Hardliner. Schon vor dem Besuch sagte er, man werde wohl auch nach der Besprechung in einigen Fragen, etwa zu "den Eindrücken zu Demokratie und Menschenrechten", unterschiedliche Meinungen haben. (red, 7.7.2015)