Die Mittdreißigerin Hedi Schneider (Laura Tonke) führt ein durchschnittliches Dasein. Bis Angststörungen ihr Leben auf den Kopf stellen.

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Der Titel ist Programm: Protagonistin Hedi steckt nicht nur im Aufzug, sondern auch in ihrem recht durchschnittlichen Leben fest. Letzteres solange und so heftig, bis sie irgendwann nicht mehr kann: Etwa beim Sex am Küchenboden eine Panikattacke bekommt und sich bald darauf mit der Diagnose "Angststörung" konfrontiert sieht.

Nicht immer treten solche Attacken überraschend auf wie im deutsch-norwegischen Film: "Panikattacken sind erst die Spitze des Eisbergs. In der Regel ereignen sie sich auf Basis einer schon längeren Anspannung und Grundproblematik", sagt Nestor Kapusta, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie am AKH Wien. Etwa fünf bis zehn Prozent der Bevölkerung leiden zumindest einmal im Jahr unter einer solchen Attacke, die einige wenige Minuten bis hin zu einer halben Stunde dauern kann.

Zugrunde liegen können etwa ungelöste Konflikte, hohe Ansprüche an sich selbst, schwerwiegende Entscheidungen oder die Angst vor solchen. Aber auch Phobien (etwa die Klaustrophobie) oder Depression können die Ursache sein. Häufig liegt eine Enge zugrunde: Eine tatsächlich-räumliche oder gefühlte.

Extrem verunsichert

Die Attacken kommen für viele dann aus heiterem Himmel. "Patienten sind oft verunsichert, weil sich solche Attacken extrem intensiv anfühlen, auch körperlich. Das reicht von Schwitzen über Schwindel bis hin zu Herzrasen und Übelkeit. Entscheidend ist aber: Sie sind völlig ungefährlich", sagt Kapusta.

Grundsätzlich können auch organische Erkrankungen dahinterstecken. Häufiger liegt jedoch eine psychische Erkrankungen dahinter, die üblicherweise gut behandelt werden kann. Im Film wird mit Beruhigungsmitteln, aber auch Achtsamkeitstraining und dem Erlernen von Atemtechniken therapiert. Und versucht, die eigenen Gefühle hinaus zu schreien.

Überzeugen kann die Darstellung nicht, auch wendet sich überraschend schnell doch noch alles zum Guten. "Bei tatsächlich Betroffenen dauert es meist deutlich länger: Mit Psychotherapie, Antidepressiva und – in manchen Fällen – auch Beruhigungsmitteln lässt sich eine Angststörung meistens gut therapieren", erklärt Kapusta.

"Unverfilmbarer Schrecken"

Für den Film legte die deutsche Regisseurin Sonja Heiss das Hauptaugenmerk aber ohnehin auf die Liebesgeschichte und die Beziehung zwischen Hedi und ihrem Mann. Die Erkrankung ist zwar allgegenwärtig, bleibt aber abgesehen von einigen kurios-grotesken Therapieversuchen eher im Hintergrund.

"Der innere Schrecken einer psychischen Krise ist ohnehin unverfilmbar. Man kann ihn kaum in Worte, noch weniger in Bilder fassen", sagt Heiss, die selbst lange an einer Angststörung litt. Ihr Ziel war es, zu zeigen, dass grundsätzlich jeder von psychischen Leiden betroffen sein kann. (Florian Bayer, 8.7.2015)