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Carli Anne Lloyd schoss die US-Fußballerinnen zum WM-Titel.

Foto: ap/thompson

Es ist eine Geschichte, wie sie nicht nur in den USA gern vernommen wird. Dort kommt sie aber besonders gut an, geht es doch auch um Begriffe wie Schicksal, Selbstvertrauen, Aufopferung. Am 19. Juni 1999 saß eine 16-Jährige mit ihrer Mutter im randvollen Giants Stadium zu East Rutherford, New Jersey, und sah die Fußballerinnen der USA beim Auftakt der Heimweltmeisterschaft 3:0 gegen Dänemark gewinnen. Carli, der Teenager, sagt Carli, die Erwachsene, schwor sich damals, eines Tages selbst dieses Team zu schmücken, es zum Erfolg zu führen, wie es die legendäre Regisseurin Mia Hamm bei der erst dritten WM der Frauen bis zum Titelgewinn vorexerziert hatte.

16 Jahre später hat Carli Lloyd in Hamms Beisein alles eingelöst, hat den viermaligen Olympiasiegerinnen mit drei Toren im Endspiel gegen Japan (5:2) endlich das dritte Championat besorgt. "Dafür habe ich mir den Arsch aufgerissen", sagte die 32-Jährige – "das Biest", wie sie von Trainerin Jill Ellis genannt wird. Vor vier Jahren in Frankfurt hatte das Biest schon einmal die Hand am Women's World Cup. Damals waren die USA im finalen Elferschießen an Japan gescheitert, auch Lloyd hatte ihren Versuch vergeben – eine Wunde, die seit Sonntag, seit dem Hattrick in Vancouver und ihrer Auszeichnung zur besten Spielerin des Turniers, verheilt ist.

Carli Lloyd ist eine typische Vertreterin des weiblichen US-Soccer, in dem Schwarze und Latina, zumindest im professionellen Bereich, so gut wie keine Rolle spielen. Sie entstammt der weißen Mittelschicht, Mutter Pam und Vater Stephen förderten die Leidenschaft des ältesten ihrer drei Kinder, das seit dem fünften Lebensjahr dem Sport frönt. Carli Anne Lloyd schoss schon in der Delran High School in New Jersey Tore sonder Zahl. Im Team der Rutgers University kam sie zu überregionalem Ruhm, 2005 debütierte sie im Nationalteam, für das sie bisher 202 Spiele (69 Tore) absolviert hat.

Seit 2009, seit der Wiedereinführung einer echten US-Profiliga auch für Frauen, klapperte Lloyd fünf Vereine ab. Aktuell steht sie bei Houston Dash unter Vertrag. Neben Werbeverträgen – da ist jetzt erheblicher Zuwachs zu erwarten – verfügt sie über ein fixes Engagement an der Universal Soccer Academy unweit von Mount Laurel, New Jersey, wo sie mit ihrem Verlobten lebt. "Thinking Like a Pro" lautet der Titel eines Seminars, in dem Carli Lloyd vorträgt – um wohlfeile 96 Dollar gibt es wahrhaft weltmeisterliche Ratschläge. (Sigi Lützow – 6.7. 2015)