Zehn Jahre nach den verheerenden Anschlägen auf drei U-Bahn-Züge und einen roten Doppeldeckerbus gedenkt London an diesem Dienstag der 52 Toten und Hunderten von Schwerverletzten. Es wird Kranzniederlegungen geben, einen Gedenkgottesdienst, ein Treffen von Überlebenden und Hinterbliebenen mit Prinz William.

Originell ist die Idee eines Verbandes säkularer und religiöser Gruppen: Die Londoner sollen einen Teil ihres Arbeitswegs zu Fuß zurücklegen – als persönliche Erinnerung an den Julitag 2005, an dem vier junge Briten sich mit selbstgebastelten Bomben in die Luft sprengten und den öffentlichen Nahverkehr lahmlegten. Schweigend machten sich damals Zehntausende von Pendlern zu Fuß auf den Weg und symbolisierten damit die Entschlossenheit ihrer Stadt, sich von Bomben nicht unterkriegen zu lassen: nicht von 1940 bis 1945 von der deutschen Luftwaffe, nicht in den 1970er- und 1980er-Jahren von irischen Nationalisten und nicht von fehlgeleiteten religiösen Fanatikern.

Laut Organisatoren soll der gemeinsame Gang zeigen, dass die Massenmorde "einen Angriff auf uns alle darstellen". Tatsächlich steht die britische Metropole wie kaum eine andere für das friedliche Zusammenleben von Sprachgemeinschaften, Volksgruppen und Religionen. Muslime sind im Vergleich mit anderen Städten hervorragend integriert. Daran konnten weder islamistische Bomben noch manch überhastete Antiterroraktion etwas ändern. (Sebastian Borger, 7.7.2015)