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Boris Becker coacht heute Novak Djokovic.

Foto: apa/charisius

London – Es ist ein schmerzlicher Zufall. Am Dienstag jährt sich Boris Beckers erster Wimbledonsieg zum 30. Mal. Tags zuvor, also heute, hebt bei den Lawn Tennis Championships die zweite Turnierwoche an – erstmals seit neun Jahren ganz ohne deutsche Beteiligung.

Weder eine Dame noch ein Herr des deutschen Tennisbundes spielt in Bobbeles Wohnzimmer noch im Einzel. Mitfavoritin Angelique Kerber vergab im Dutzend Chancen auf den Einzug ins Achtelfinale, Sabine Lisicki, 2013 noch Finalistin, hatte erst gar keine. Der Stern von Dustin Brown, dem gefeierten Bezwinger von Rafael Nadal, erlosch so schnell, wie er aufgegangen war. Dem 30-jährigen Deutsch-Jamaikaner blieben neben 108.000 Euro, der höchsten Börse seiner Karriere, immerhin die Erinnerungen an den "besten Tag" seines Lebens und zehntausende neue Follower bei Twitter.

Gemach im Wohnzimmer

Becker pflegt heute gemächlich durch den All England Club zu schreiten. Schneller geht's kaum, was nicht an den Menschenmassen und Autogrammwünschen, sondern an den Spätfolgen seiner glanzvollen Karriere liegt. Hüften und Sprunggelenke sind zerstört, Respekt und Bewunderung für den jüngsten Sieger des ältesten Tennisturniers sind noch da.

Becker, der in Wimbledon auch noch 1986 und 1989 gewann und weitere vier Mal das Finale schmückte, will sein Jubiläum am Dienstag nicht groß feiern. Damals, mit dem Erfolg in vier Sätzen gegen den Südafrikaner Kevin Curren, sei er "öffentlich groß geworden, mit Stärken und Schwächen, mit Fehlern".

Es sei ein anstrengender Weg gewesen, nun lebe er "im Hier und Jetzt, in der Gegenwart". Die heißt Novak Djokovic. Der Serbe hat einen Traum. In diesem Jahr will er durch seinen dritten Titel mit seinem Trainer und Idol Boris Becker gleichziehen. (sid, red – 5.7. 2015)