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Annelie Dehnert-Hilscher ist Patin für Hoch Annelie.

Foto: dpa

Ein Hoch auf die Jubilarin! Wer kennt ihn nicht, diesen Satz, desto öfter ausgesprochen, je höher die runden Geburtstage ausfallen. Dann gibt es Pralinen, Blumen, vielleicht auch eine Rheumadecke oder Eierlikör.

Annelie Dehnert-Hilscher aber hat zu ihrem Geburtstag etwas viel Besseres bekommen, nämlich ein echtes Hoch, nicht nur ein gesungenes oder in Reimform vorgetragenes. Hoch Annelie, das derzeit Österreich und Deutschland Gluthitze beschert, ist nach der 90-jährigen Deutschen aus Konstanz am Bodensee benannt.

"Meine drei Kinder haben es mir zum Geburtstag geschenkt", sagt die zierliche alte Dame und lächelt hocherfreut. Zunächst war es jedoch ein Geschenk, das gleich mit einer kleinen Enttäuschung verbunden war. Denn Annelie Dehnert-Hilschers Geburtstag war schon am 31. Jänner. Da hatte das Institut für Meteorologie der Freien Universität Berlin aber bereits ein Hoch mit Buchstaben A vergeben (Antonia).

Die Konstanzerin musste also eine Weile warten, bis das Alphabet durch war und die Uni (für 299 Euro übrigens) wieder ein Hochdruckgebiet an eine Patin vergab, deren Namen mit A beginnt. "Wir waren schon ganz traurig, dass das so spät kommt", sagt Dehnert-Hilscher. Doch das Warten hat sich gelohnt, die jetzige Hitze ist in aller Munde, auch im Bodenseeraum, wo die rüstige Pensionistin keine Unbekannte ist.

Nach dem Medizinstudium, das sie 1951 in Berlin abschloss, ging sie zuerst nach England und Schweden. Dort waren die Standards bei der Anästhesie deutlich höher als im Nachkriegsdeutschland. Dehnert-Hilscher konzentrierte sich nach ihrer Heimkehr auf die Intensivmedizin und richtete – in einer Abstellkammer – die erste Intensivstation ein. So etwas gab es damals nur an den Universitätskliniken. Später kam noch die Palliativmedizin dazu, auch hier leistete sie Pionierarbeit.

Schon während ihres Berufslebens ging sie jeden Tag im Bodensee schwimmen, sogar noch im November. Ihr Mann, den sie in der Klinik kennenlernte, rief ihr manchmal nach, sie möge aufpassen, denn Wasserleichen sähen doch so hässlich aus.

Bei dieser Hitze nun ist Patronin Annelie natürlich auch am See, unweit ihrer Wohnung, anzutreffen. Und wenn sie hinausschwimmt, dann freut sie sich, dass ihr Wetter so prominent ist: "Es hätte mir auch für meine Kinder leidgetan, wenn Annelie jetzt nur ein kurzes Eineinhalb-Tage-Hoch gewesen wäre." (Birgit Baumann, 3.7.2015)