Rund einen Monat auf dem Chefsessel – und schon bläst ihr Gegenwind ins Gesicht: der neuen Geschäftsführerin der Österreichische Bundes- und Industriebeteiligungen GmbH (Öbib), Martha Oberndorfer. Die 53-Jährige hat Anfang Juni die Nachfolge von Rudolf Kemler an der Spitze der Staatsholding (ehedem: ÖIAG) angetreten. Kemler musste nach dem von Pannen begleiteten Abgang von OMV-Chef Gerhard Roiss den Hut nehmen.

Oberndorfers Vertrag läuft bis 2018; ihr Empfang in der Staatsholding dürfte eher kühl ausgefallen sein. Oberndorfer, ehedem Schuldenmanagerin in der staatlichen Öbfa, ist mit dem Vorhaben angetreten, das Geld der Öffentlichkeit zu schonen und mit den alten Privilegien aus der ÖIAG-Zeit aufzuräumen, wird sie nicht müde zu betonen. Das sei ihr Auftrag – bei der Belegschaft soll sie sich damit gleich nach ihrem Amtsantritt unbeliebt gemacht haben. Das hört man aus Kreisen der Öbib-Mitarbeiter.

Neue Schlösser

Schon in den ersten Tagen ihrer Tätigkeit habe sie die Schlösser im Büro der Geschäftsführung austauschen lassen, wird im Haus (hat ungefähr 15 Mitarbeiter) kolportiert. Die Mitarbeiter sollen das als Misstrauensvotum deuten. Die neue Chefin soll es gegenüber der Belegschaft so argumentieren: Fast die Hälfte der Belegschaft habe die Schlüssel zum Chef-Büro gehabt, das habe sie eben geändert.

Die Stimmung wurde nicht besser, als die studierte Ökonomin, die der ÖVP zuzurechnen ist, den Chauffeur kündigte. Mit dem Hinweis, sie brauche keinen Fahrer, wurde der Mann gekündigt – dem Vernehmen nach hat der Betriebsrat der Kündigung widersprochen. Die vorgeschlagene einvernehmliche Lösung samt Verzweifachung der gesetzlichen Abfertigung habe Oberndorfer abgelehnt. Der Fahrer, seit mehr als zehn Jahren im Haus, soll ein Jahresgehalt von rund 110.000 Euro brutto (inklusive Überstunden) beziehen.

Arbeiten von daheim

Auch eine Betriebsvereinbarung, die eine Art "Vertrauensarbeitszeitmodell" in der Staatsholding implementieren soll, hat Oberndorfer dem Vernehmen nach zur Disposition gestellt. Die Vereinbarung wurde noch unter Kemler unterschrieben – und zwar in den letzten Tagen seiner Cheftätigkeit, am 3. Juni. Die Vereinbarung sieht, grob gesprochen, vor, dass die Mitarbeiter ab 1. Juli große Freiheiten bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit und ihres Arbeitsorts bekommen.

Oberndorfer soll den Betriebsrat dazu aufgefordert haben, die Vereinbarung noch einmal rechtlich prüfen zu lassen, sie widerspreche dem Grundsatz von Bundesunternehmen, die sich als Servicebetrieb der Republik verstehen. Der Hinweis, die Öbib sei nicht mehr die spendable ÖIAG, die vom Rechnungshof regelmäßig zerzaust wurde, soll die Belegschaft ziemlich enerviert haben.

Aus für Beraterverträge

Zudem soll Oberndorfer per Ende Juni zwei Beraterverträge gekündigt haben, es soll um Honorare von rund 17.000 Euro im Monat gegangen sein. Vonseiten der Öbib ist zu alledem nichts zu erfahren. Sowohl der Betriebsratschef, Friedrich Schadlbauer, als auch Oberndorfer lehnen eine Stellungnahme ab. (Renate Graber, 3.7.2015)