Wien – Der Streit zwischen Stadt Wien und Ärztekammer um das neue KAV-Gehaltsschema hat eine neue Facette: Drei Funktionäre haben vor der heutigen Streikentscheidung die Kammerlinie verlassen und sich per Brief an Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) gewandt. In spontan anberaumten Gesprächen habe man eine Einigung erzielt, so Wehselys Interpretation am Mittwoch. Die Ärztekammer sieht das anders.

Der Reihe nach: Am Vormittag sorgte die Ressortchefin im Zuge der Fragestunde im Gemeinderat für eine kleine Überraschung. Vom grünen Koalitionspartner nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen über dieÄrztegehälter in den Wiener Gemeindespitälern gefragt, berichtete Wehsely von einem Brief, der ihr am gestrigen Dienstag übermittelt worden sei. Darin hätten drei Funktionäre in der Kurie der angestellten Ärzte- sie wird heute Nachmittag über einen möglichen Streik im KAV entscheiden – bekundet, "dass die bisherige Verhandlungslinie der Ärztekammer in den Verhandlungen rund um das Dienstzeitmodell sowie die Gehälter der Ärztinnen und Ärzte im Wiener Krankenanstaltenverbund sich als nicht zielführend erwiesen hat".

Anstatt auf Konfrontation zu setzen, wolle man doch noch einen Konsens finden und bitte um Gespräche, heißt es in dem der APA vorliegenden Schreiben. Unterzeichnet wurde der Brief von drei Fraktionsführern der Ärztekammer – darunter Jörg Hofmann von der ÖVP-nahen Fraktion "Vereinigung ÖsterreichischerÄrzte".

Man habe tatsächlich unmittelbar Gespräche aufgenommen, so Wehsely – und zwar unter Beisein von Vertretern des KAV, der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten und den drei Kammerfunktionären. Dort ist es laut Ressortchefin zu einer Art Last-Minute-Einigung gekommen. Details zu diesem angeblichen Konsens konnte eine Sprecherin auf APA-Anfrage aber nicht nennen. Wehsely zeigte sich im Gemeinderat jedenfalls zuversichtlich, dass die Kurie der angestellten Ärzte dieser Lösung heute zustimmen werde.

In der Ärztekammer zeigte man sich darob einigermaßen erstaunt. "Mir ist kein Ergebnis bekannt", sagte ein Sprecher auf Anfrage der APA. Es habe auch keine Verhandlungsrunden gegeben, versicherte er. Dass "Einzelgespräche" geführt worden seien, schließe er aber nicht aus. Die Kuriensitzung am Nachmittag findet jedenfalls wie geplant statt. Thema ist dort weiterhin ein möglicher Streik. (APA. 30.6.205)