Beim Verkauf des Südosteuropa-Bankennetzwerks der Hypo Alpe Adria an US-Fonds Advent und EBRD ist, quasi im letzten Moment, ein zweiter Mitbieter auf die Bühne gesprungen.

Das bulgarisch-russische Konsortium aus Via Group und russischer VTB Bank, das bereits im zweiten Verkaufsdurchgang für die Balkanbanken (SEE-Banken) mitgeboten hatte, hat gestern, Dienstag, ein verbindliches Angebot auf den Tisch des Finanzministers gelegt. Das hat der STANDARD aus Verkäuferkreisen erfahren.

Die Via Group des bulgarischen Oligarchen Denis Barekov und die VTB Bank aus Moskau haben in der vorigen Runde u. a. deswegen keinen Stich gemacht, weil die VTB Bank sich gegenüber dem Verkäufer nur zögerlich zu ihrem Engagement äußern wollte.

Fehlstart beim Verkauf

Im Winter 2014, kurz vor Signing des Verkaufsvertrags mit Advent und EBRD, hat das Finanzministerium nach Kritik am Verkaufsverfahren und dessen Ergebnis den Prozess auf neue Beine gestellt.

Zu Weihnachten 2014 ging dann der Zuschlag dann um 50 Mio. Euro doch an Advent/EBRD – die sich vom Verkäufer viele Goodies mitgeben lassen. So haftet der Staat bis 2020 mit bis zu 1,7 Mrd. Euro für die SEE-Banken, die Käufer dürfen faule Kredite bis zu 800 Mio. Euro zurückgeben.

Die offenbar nimmermüden Interessenten Via Group und VTB haben sich nun neu organisiert. Die russische VTB hält gemäß dem Anbot 19,9 Prozent an dem Einkaufsvehikel (SPV) für die SEE-Holding, die Via Group 40 Prozent. Ebenfalls mit 40 Prozent ist der russische Oligarch Oleg Boyko an Bord; über seine Finstar Financial Group. Das Konsortium würde gemäß seinem verbindlichen Offert auch die EBRD ins Boot nehmen – und ihr ein Jahr lang die Möglichkeit offenhalten, sich mit 20 Prozent zu beteiligen.

Ein Euro oder 55 Millionen Euro

Zwei Angebotsvarianten wurden erarbeitet. Gemäß der ersten kauft die Gruppe die SEE-Bankenholding um einen Euro – dafür wäre die Republik ihre Risiken und Garantien los. Die Heta hat allerdings noch rund 2,3 Mrd. Euro in Südosteuropa stecken; diese Refinanzierungslinien sollen, quasi so gut es geht, zurückgeführt werden. In der zweiten Variante bekäme der Verkäufer 55 Mio. Euro – Garantien und Risiken blieben beim Staat. Und zwar bis zu 350 Mio. Euro für das Schweizer-Franken-Risiko und das "Zurückgeben" fauler Kredite.

Der Verkauf des SEE-Netzes sollte eigentlich schon in trockenen Tüchern sein. Die Heta (einstige Mutter des SEE-Netzwerks; sie ist mit dem Verkauf betraut worden) hat die Finalisierung des Verkaufs für 30. Juni angekündigt. Gemäß einem Sprecher der von Sebastian Prinz von Schoenaich-Carolath geführten Abwicklungsgesellschaft fehlt noch die Zustimmung der Europäischen Zentralbank zur Erweiterung der Bankkonzession der SEE-Gruppe in Österreich. Sie will, wie berichtet, auch die Erlaubnis, Spareinlagen in Österreich anzunehmen. Das ist in ihrer bisherigen Konzession nicht inkludiert. Die Zustimmung sei aber nur noch Formalsache, hieß es zuletzt in der Heta.

Finanzministerium prüft

Eine Sprecherin des Finanzministeriums bestätigt "das Einlangen der Interessenbekundung", die man selbstverständlich prüfe. Man gehe aber davon aus, dass es zu einem Abschluss mit Advent/EBRD kommt.

Am Mittwoch gab das Finanzministerium bekannt, dass mit dem US-Fonds Advent International ein Pre-Closing erfolgreich abgeschlossen und somit ein entscheidender Schritt zu endgültigem Verkauf des Balkannetzwerks gesetzt worden sei.

"Im Rahmen des Pre-Closings wurden das Vorliegen und die Erfüllung aller vereinbarten Closing-Bedingungen mit wenigen Ausnahmen von Käufer und Verkäufer bestätigt.", teilte die Heta Mittwochfrüh nach Verhandlungen bis in die Nacht mit. Dabei geht es nach APA-Informationen um eine angestrebte Erweiterung der österreichischen Banklizenz der Hypo Group Alpe Adria AG (Hypo-Balkannetzwerk) auf Sparbücher. Dafür braucht es noch die behördlichen Zustimmungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und Finanzmarktaufsicht (FMA). Dann soll die "Al Lake S.a.r.l." mit Sitz in Luxemburg Alleinaktionärin des Hypo-Balkan-Netzwerks werden. (Renate Graber, APA, 1.7.2015)