Bregenz – Blons klebt wie alle Walserdörfer an einem steilen Hang. Die Bergwiesen sind schwer zu bewirtschaften, über Jahrhunderte haben sich die Menschen hier abgerackert, der Natur das Nötigste zum Leben abgetrotzt. Nun sind die meisten im Großen Walsertal Pendler, leben vom Tourismus, von der Berglandwirtschaft.

Die Schroffheit des Tales scheint die Menschen nicht zu prägen. Die 320 Blonserinnen und Blonser zeigen Offenheit und Herz. Seit Februar haben sie neue Nachbarn. 21 Asylsuchende leben im früheren Gasthaus Adler, junge Männer aus den syrischen Kriegsgebieten. Deutschkurse werden organisiert, man spielt Fußball miteinander, die Flüchtlinge beteiligen sich an Arbeiten im Dorf. Angst vor Überfremdung hat hier niemand.

Elf gegen einen

Zwei Künstlerinnen aus dem Nachbardorf St. Gerold, Theresia Bickel und Irene Dworak, bieten Keramik- und Malkurse an. Ali M. zeigte besonderes Talent als Karikaturist, sollte für den Besitzer des Adler das Gasthaus zeichnen. Es blieb bei Skizzen. M. durfte nicht in Blons bleiben. Elf Polizisten holten ihn überraschend ab. Die empörten Nachbarn konnten die Überstellung nach Italien nicht verhindern.

Nach Dublin-III-Verordnung soll M. sein Asylverfahren in Italien bekommen. Die Realität sieht anders aus, wissen seine Freunde. M. habe sich telefonisch gemeldet und berichtet, dass er von den italienischen Behörden auf die Straße gesetzt wurde.

Schutz hinter Klostermauern

Mohamed K. droht ebenfalls Gefahr. Er müsste laut Dublin III zurück nach Ungarn. Nun gewährt ihm die Probstei St. Gerold Schutz. Die Klostermauern hielten die Polizei nicht von einem Abholversuch ab. Der Einsatz am frühen Montagmorgen scheiterte jedoch, K. war nicht in seinem Zimmer.

Altbürgermeister Bruno Summer versteht die Welt nicht mehr. Ein Polizeieinsatz an einem Ort der Einkehr, das will ihm nicht in den Kopf und schon gar nicht die österreichische Asylpolitik: "Ein reiches Land wie Österreich hat es nicht nötig, Menschen, die gezeichnet sind von Flucht und Angst, in ein Land zurückzuschieben, in dem man von Folter und Misshandlungen spricht."

Widerstand in mehreren Dörfern

In Vorarlberg leben 70 Flüchtlinge, die unter die Dublin-Verordnung fallen. Als erste Gemeinde stand Alberschwende gegen die Abholung von Flüchtlingen auf. Das Engagement war erfolgreich. Die betroffenen Syrer bekommen nun ihr Verfahren in Österreich. Auch in Lochau und Lauterach schützen Bürgerinitiativen Asylsuchende. (Jutta Berger, 30.6.2015)