Berlin – Bösartige Zellen können lernen, sich gegen eine Behandlung zur Wehr zu setzen. Das gilt auch für Neuroblastome, solide Tumore, die im Kindesalter auftreten. Genetische Untersuchungen durch "Next Generation Sequencing" ermöglichten einer Forschergruppe der Charité Berlin neue Einblicke in das Tumorerbgut.

Heilungsraten von etwa 80 Prozent in der Behandlung von Krebserkrankungen bei Kindern und Jugendlichen gehören zu den Erfolgsgeschichten der Medizin. Bei einem Wiederauftreten des Tumors sind die Behandlungsmöglichkeiten allerdings noch immer begrenzt.

Besonders schlecht sind die Heilungsaussichten im Fall von Neuroblastomen. Die genetischen Unterschiede zwischen Ersterkrankung und einem wiederkehrenden Tumor haben nun Forscher unter der Leitung Angelika Eggert und Johannes Schulte von der Klinik für Pädiatrie mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie der Charité Berlin untersucht.

Veränderte genetische Muster und Genmutationen

Dabei konnten sie neue molekulare Signaturen im Tumorgenom junger Neuroblastompatienten ausmachen, die zu einer Resistenz gegenüber einer Chemotherapie führen. In den wiederkehrenden Tumoren haben die Wissenschaftler zudem veränderte genetische Muster und Genmutationen identifiziert, die jetzt als neue Angriffspunkte für gezielte Therapien geprüft werden. Im Fachmagazin Nature Genetics beschreiben die Wissenschaftler molekulare Kennzeichen, sogenannte Signaturen, die den Tumor verändern und gegenüber einer Therapie resistent werden lassen.

"Mit den Ergebnissen der Studie haben wir erstmalig Anhaltspunkte, an welchen Stellen wir die Widerstandskraft der aggressiven Rückfalltumoren mit neuen Medikamenten angreifen können und gegen welche Strukturen auf der Oberfläche der Neuroblastome Medikamente entwickelt werden müssen", sagt Angelika Eggert.

"Bei wiederkehrenden Neuroblastomen stehen Ärzte derzeit vor kaum überwindlichen Problemen. Unsere Analysen eröffnen möglicherweise in den nächsten Jahren neue Perspektiven für die bislang oft tödlich verlaufende Erkrankung", ergänzt Johannes Schulte. (red, 30.6.2015)