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Die einst als Tennis-Wunderkind titulierte Vorarlbergerin Tamira Paszek ist erwachsen geworden. Mit 15 Jahren war sie Turniersiegerin, heute steht die frühere Nr. 26 der Weltrangliste nach Höhen und Tiefen in der Karriere auf Platz 243. "Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen, schaue nur noch nach vorn."

Foto: APA/EPA/YOAN VALAT

London/Wien – Tamira Paszek und das Tennis, das ist eine wunderschöne, aber auch tragische Liebesgeschichte. Wunderschön, weil Paszek nach über einem Jahr wieder gesund auf dem Platz steht und in Wimbledon die Hauptrunde eines Grand Slam-Turniers erreicht hat. In der ersten Runde trifft die Vorarlbergerin auf die Nummer 61 der Weltrangliste, die Australierin Casey Dellacqua. "Jetzt bin ich einfach nur glücklich und stolz. Das letzte Jahr hat mich an meine Grenzen geführt. Ich kann die Zeit aber nicht zurückdrehen", sagt Paszek. Das ist der tragische Part.

Paszeks Karriere ist geprägt von Verletzungen (Schulter, Bandscheiben, Adduktoren). Zuletzt zwang sie ein entzündeter Oberschenkel zu einer siebenmonatigen Pause, eine Ewigkeit im Tenniszirkus. Aktuell ist sie die Nummer 243 der Welt. Es kann nur mehr nach vorne gehen. Der Sieg in der letzten Wimbledon-Qualifikationsrunde gegen die Chinesin Yafan Wang hat viel Selbstvertrauen gegeben, neue Trainingsroutinen tun ihr übriges. "Nichts radikal Neues. Ich mache keinen Kopfstand. Beim Aufwärmen und in der Regeneration sehe ich aber große Fortschritte." Das Wichtigste ist, dass den Körper keine Wehwehchen mehr plagen. Ziel für ein Comeback war Februar, Paszek hätte Österreichs Damen helfen sollen, im Fed-Cup den Abstieg in die Viertklassigkeit zu verhindern. Der Körper streikte aber noch, "dabei hätte ich gerne für Österreich gespielt".

Durststrecke

In Wimbledon hat Paszek zweimal das Viertelfinale erreicht (2011, 2012), es gibt also gute Erinnerungen. Auch an das Preisgeld, das sich in diesen Jahren mit umgerechnet einer Million Dollar zu Buche geschlagen hatte. Mittlerweile wartet Paszek seit mehr als 13 Monaten auf einen Match-sieg in Hauptbewerben von WTA- und Grand-Slam-Turnieren. "Die letzten beiden Jahre waren finanziell eine große Belastung, ich habe fast nichts verdient. Reisen, Trainer und Hotels müssen aber bezahlt werden", sagt Paszek. Wie das geht? "Nur mit einem Rückgriff auf die Reserven."

Paszek ist von Dubai wieder nach Dornbirn gezogen, hat mehr Zeit mit ihrem Vater Ariff Mohamed verbracht ("eine gute Vater-Tochter-Beziehung" ) und lässt sich wieder von ihrem alten Erfolgstrainer, dem Brasilianer Larri Passos, betreuen. In der Freizeit steht Yoga genauso auf dem Programm wie ein Spanisch-Sprachkurs. Paszek ist 24 Jahre alt und trotzdem schon ein Urgestein auf der Tour. Als 15-Jährige gewann sie 2005 ihr erstes WTA-Turnier. Die Liebe zum Tennis ist größer denn je. "Ich will noch zehn Jahre spielen, mein Ziel sind jetzt einmal die Top 100." Die Australierin Dellacqua ist keine "mission impossible", aber durch die erste Runde eines Grand-Slam-Turniers müsse man einmal durch, "egal, ob man Williams, Scharapowa oder Paszek heißt".

Die Krise hat die Vorarlbergerin auch persönlich geformt, sie gilt jetzt als viel umgänglicher. "Es ist ein Prozess, sich selbst kennenzulernen." Das wird auch Sandra Reichel, die als Organisatorin der heimischen Tennisturniere in Linz und Gastein in besseren Zeiten regelmäßig Turnierabsagen von Paszek bekam, bestätigen. Mit Handkuss nahm Paszek die Wildcard für das Nürnberger Gastein Ladies Ende Juli an.(Florian Vetter, 29.6.2015)