Ankara/Wien – In der Türkei mehrten sich zuletzt Spekulationen über einen eventuell bevorstehenden türkischen Militäreinsatz im Norden Syriens. Hintergrund sind kurdische Gebietsgewinne im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im syrischen Grenzgebiet zur Türkei. Ankara ist besorgt, dass die Kurden die von ihnen eroberten Gebiete in Nordsyrien zu einem zusammenhängenden Landstreifen vereinen und einen eigenen Staat ausrufen könnten.

Der türkische Preminerminister Ahmet Davutoglu betonte am Montag nach einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates, man sei auf alle notwendigen Maßnahmen vorbereitet, um Bedrohungen entlang der syrischen Grenze zu kontern. Von einem möglichen Militäreinsatz sprach Davutoglu aber nicht.

"Wir werden die Entstehung eines Staates an unserer Südgrenze im Norden Syriens niemals akzeptieren", hatte der türkische Präsident Tayyip Erdogan am vergangenen Freitag in einer Rede erklärt. Die Kurden beschuldigte er laut Medien, ethnische Säuberungen durchzuführen. Anschließende Berichte, denen zufolge Premier Davutoglu bereits die Entsendung der Armee nach Syrien angeordnet hätte, wurden von der Regierung vorerst nicht bestätigt. Die Debatte findet in der angespannten Atmosphäre nach den jüngsten Parlamentswahlen in der Türkeistatt. Die Bildung einer Koalition gilt als schwierig. Für heute, Dienstag, wird die Wahl eines neuen Parlamentspräsidenten erwartet. (red, 29.6.2015)