"Es kann jeder über sich sagen, was er will. Dazu sage ich nichts." Was Bundeskanzler Werner Faymann damit über seinen "Ich würde nicht Nein sagen"-Konkurrenten als Chef der SPÖ, Ex-ORF-Generalintendant Gerhard Zeiler, sagt, um diesen rhetorisch zur nicht kommentierungswürdigen Marginalie zu schrumpfen, scheint ein Prinzip zu sein, das er adaptiert auch auf sich angewendet sehen möchte: "Es kann jeder über mich sagen, was er will. Dazu sage ich nichts." Nur so viel, dass an all dem Unmut, der derzeit über ihn, seine "Kanzlertauglichkeit" und die Politikfähigkeit der SPÖ herumwabert, vor allem die Medien schuld seien, weil sie immer zuspitzten, "nicht objektiv" seien und das Maß für "die Relationen" nicht fänden.

So kann man es natürlich sehen, wenn man nichts sehen will. Aber Wolkenkuckucksheim entpuppt sich in den allermeisten Fällen als recht instabiles, riskantes Zuhause. An Medien darf und soll Kritik geübt werden, natürlich, aber als Generalverteidigungslinie zur Abwehr jeglicher Kritik wird daraus leicht eine Flucht vor der Realität.

Wenn Faymann einen parteiinternen Kritiker abtut als einen vernachlässigbaren Bürgermeister von über 400 roten Ortschefs, die eh brav und still sind, oder hochrangige frühere SPÖ-Politiker als irrelevante Pensionisten abschasselt, deren Meinung nicht in seine relevanten "Relationen" der Realität fällt, macht er einen großen Fehler: Gesprächsverweigerung signalisiert immer das Ende von Politik. (Lisa Nimmervoll, 29.6.2015)