Janko: "Als ich nach Australien ging, sollte ich die Rolle von Alessandro del Piero einnehmen. Von ihm hat man dann aber nicht mehr viel gesprochen."

Passé: die Tore des Marc Janko für den Sydney FC.

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Marc Janko hat einen Lauf. Zuerst traf der 32-jährige Stürmer für Österreich in der EM-Qualifikation, dann folgten Hochzeit und ein Vertrag bei der Nummer 19 der Uefa-Klubrangliste, dem Schweizer Serienmeister FC Basel. Ehe es in den wohlverdienten Urlaub ging, sprach er noch mit dem STANDARD.

STANDARD: Es heißt, der FC Basel hätte sich besonders um Sie bemüht. Wie hat sich das gezeigt?

Janko: Man hat mir bei den Gesprächen zu spüren gegeben, dass man mich unbedingt will. Alle bedeutenden Personen des Vereins waren bei der Abwicklung präsent. Ein Zeichen der Wertschätzung. Das habe ich schon anders erlebt.

STANDARD: War es eine glückliche Fügung des Schicksals, dass es mit einer Vertragsverlängerung in Sydney nicht geklappt hat?

Janko: Das kann man so sagen, sportlich ist es ein Riesenschritt. Basel ist ein perfekt geführter Verein. Man merkt sofort, dass die inneren Strukturen mit der Außendarstellung Schritt halten.

STANDARD: Waren Sie nach einem Jahr in Australien ob des Interesses eines europäischen Topklubs überrascht?

Janko: Nein, ich möchte nicht überheblich klingen, aber ich kenne meine Fähigkeiten. Und bisher habe ich abgesehen von meiner Zeit in der Türkei überall meine Tore gemacht. Und das hat auf dem Markt doch eine gewisse Bedeutung.

STANDARD: Was ist besser: bei einem Topklub oder in einer Topliga zu spielen?

Janko: Ich würde mich für den Topklub entscheiden. Ich möchte auf dem höchstmöglichen Niveau trainieren und spielen. Mit Basel bietet sich zudem die Möglichkeit auf die Champions League. Das wäre eine Riesensache für mich. Darauf arbeitet man hin.

STANDARD: Hat Sie auch die taktische Ausrichtung der Schweizer gelockt?

Janko: Das Spiel mit einem Mittelstürmer und Druck über die Außenbahnen kommt mir natürlich entgegen. Ich brauche die Bälle in den Strafraum. Sicherheiten gibt es im Profisport nicht, aber die Voraussetzungen sind optimal.

STANDARD: Kritiker meinen, Ihr Spiel wäre zu statisch. Was entgegnen Sie?

Janko: Ich bin nicht der modernste Stürmer, aber auch ich habe mein Spiel über die Jahre angepasst. Das hat bei Red Bull Salzburg begonnen, unter Huub Stevens wurde viel Wert auf defensive Arbeit gelegt. Dieser Anspruch hat sich im Ausland fortgesetzt. Man kann nicht auf die Bälle warten.

STANDARD: Sie werden von Medien als Nachfolger der Vereinslegende Marco Streller angekündigt. Wie geht man damit um?

Janko: Das ist nichts Außergewöhnliches, mit dem Druck muss ich umgehen können. Als ich nach Australien ging, sollte ich die Rolle von Alessandro del Piero einnehmen. Von ihm hat man dann aber nicht mehr viel gesprochen. Streller ist ein besonderer Fall, er kommt aus Basel, man liebt ihn hier.

STANDARD: Teamchef Marcel Koller zeigt sich über ihren Wechsel nach Europa hocherfreut.

Janko: Es ist natürlich von Vorteil, wenn ich nicht zwanzig Stunden anreisen muss. So erspare ich mir den Jetlag, das ist für alle Beteiligten positiv.

STANDARD: Sie meinten kürzlich, sie seien kein Sozialprojekt des Teamchefs. Hat Ihnen das Nationalteam trotzdem zu einem besseren Standing verholfen?

Janko: Natürlich steht man dort besonders im Fokus, das Nationalteam hält einen Spieler zusätzlich im Gespräch. Aber der Trainer holt mich nicht in die Mannschaft, weil ich so ein netter Kerl bin. Ich muss das Vertrauen rechtfertigen und das habe ich getan.

STANDARD: Österreichische Spieler gehen derzeit weg wie die warmen Semmeln. Hat sich der Ruf derartig verbessert?

Janko: Das geht mit dem Nationalteam einher. Wir werden als Fußballnation international wieder mehr wahrgenommen. Österreich steht auf Platz 20 der Weltrangliste. Vor ein paar Jahren hätte man das kaum für möglich gehalten. (Philip Bauer, 27.6.2015)