Eversport-CEO Lippitsch (li) sagt: "Der Markt ist bereit."

Foto: Eversport

Wien – Die Welt sportlicher machen – wenn das keine Vision ist! Viele haben und verfolgen sie, mit mehr oder mit weniger Erfolg. Beispiel für weniger Erfolg: der Nationalrat, dessen Abgeordnete allesamt für die tägliche Schulturnstunde unterschrieben haben und nun stolz darauf sind, dass sie allein an Ganztagsschulen auch umgesetzt wird – wo sie klarerweise längst Usus war, weil Kinder einen ganzen Tag schon gar nicht nur sitzen können. Beispiel für mehr Erfolg: junge Start-ups, auch aus Österreich. Runtastic ist dabei nicht mehr allein auf weiter Flur. Die App, die Läufern via GPS vermittelt, welchen Weg sie in welcher Zeit zurückgelegt haben, hat ihre Entwickler zu Millionären gemacht und motiviert andere. Doch ohne Authentizität geht natürlich gar nichts.

Hanno Lippitsch kommt durchaus authentisch daher. Der 32-Jährige spielte im Volleyball-Nationalteam und für die hotVolleys in der Champions League. Mit Sport hat er sich auch nebenher beschäftigt, mit dem Internet sowieso. Bald fiel ihm auf, dass der Sport quasi ein Nachläufer war, nämlich im Buchungsbereich. "Flüge, Mietautos, ganze Reisen, aber auch der Tisch im Restaurant oder das Essen für daheim", sagt Lippitsch, "alles wird seit langem online gesucht und gebucht." Allein im Sport seien viele nach wie vor traditionell unterwegs, etwa mit dem Tennisdoppel zum bestimmten Termin auf der bestimmten Anlage. Und wenn es regnet, ruft man vielleicht noch in einer anderen Halle an, und wenn dort kein Platz frei ist, fällt das Doppel eben aus. Hier setzt Lippitsch an. Über Eversport lässt sich easy herausfinden, wo in Wien wann zu welchem Preis ein Tennisplatz verfügbar ist.

Eversport, 2013 gegründet, hat heuer im Februar seine Website mit neuem Design und neuen Funktionen versehen. Tennis ist, auch dank einer Kooperation mit tennisnet.com, der größte, aber nicht der einzige Bringer. Lippitsch spricht von "zehn Fokussportarten", darunter fallen Fußball, Beachvolleyball, Squash und Badminton, aber auch Bowling und Stockschießen. Insgesamt sind bereits 115 Sportarten über Eversport auffindbar, spezielle "Summerdeals" gibt es etwa für Kitesurfen, Stand Up Paddle, Kanufahren oder Gokart.

Eversport zielt nicht nur auf den österreichischen, sondern auch auf den deutschen Markt ab. Einer der 13 Mitarbeiter (acht Developments, vier Sales, einer Finances) sitzt bereits in München. Der nächste Schritt wurde nach Berlin gesetzt. Dort wurde Eversport unter mehr als 800 internationalen Bewerbern als eines von zehn europäischen Start-ups für das "Techstars Accelerator Programm" ausgewählt. In dem dreimonatigen Programm wird die weitere Internationalisierung vorbereitet. Techstars fördert jedes der zehn Start-ups auch finanziell (mit 118.000 US-Dollar), erhält dafür Anteile von jeweils sechs bis zehn Prozent. Seit der Techstars-Gründung 2006 war bis dato nur ein österreichisches Start-up (Codeship) bedacht worden.

"Der Markt ist", sagt Lippitsch, "bereit. Die Frage ist nicht, ob das kommt. Die Frage ist nur, wer in zwei Jahren der große Player sein wird." Eversport will gerüstet sein, rüstet sich. Schließlich ist es mit der Buchung allein oft nicht getan. Wer schon einmal im Internet ist, will oft mehr, also will Eversport mehr bieten. Online-Bezahlung über die App ist nur noch eine Frage kurzer Zeit, sagt Lippitsch. Er will Trainerstunden, Kurse, Camps, Mitgliedschaften, Sportreisen anbieten. Letztlich soll eine große, sportliche Community entstehen, die "User" sollen Bewertungen und Kommentare abgeben können (für Anlagen, für Trainer etc.), sollen sich "vernetzen", sollen vielleicht sogar Trainingspartner oder Matchgegner finden.

Wohin die Reise geht

Natürlich sollte es dem einen oder anderen Anbieter etwas wert sein, in der Auslage vorne zu stehen, das verspricht eine weitere Einnahmequelle neben jener Gebühr, die bei Buchungen über Eversport für das Online-Payment fällig werden sollte. "Wir wollen den Sport mit seinen Angeboten gesamtheitlich darstellen, unabhängig von Verbänden oder Dachverbänden", sagt Lippitsch. Die Zahlen deuten an, wohin die Reise gehen könnte. Die Website weist auf 115 Sportarten und insgesamt 2145 Sportanbieter in größeren österreichischen und deutschen Städten hin, (erst) knapp 120 sind derzeit auch online buchbar. Dieser Wert dürfte ebenso rasch ansteigen wie jener der 8000 registrierten User, für die bis dato ungefähr 20.000 Buchungen abgewickelt wurden. (Fritz Neumann, 27.6.2015)