Frankfurt am Main – Der größte deutsche Medizinlabor-Betreiber Synlab wird Verhandlungskreisen zufolge um bis zu 1,8 Mrd. Euro an den Finanzinvestor Cinven verkauft. Cinven sei sich mit dem Synlab-Eigentümer BC Partners einig und die Transaktion solle noch in dieser Woche über die Bühne gehen, sagten drei mit dem Stand der Verhandlungen vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Cinven wolle das Augsburger Unternehmen zum Grundstein für einen großen paneuropäischen Laborkonzern machen. Cinven und BC Partners wollten sich nicht zu den Informationen äußern.

Der Finanzinvestor hatte im Mai schon den französischen Laborbetreiber Labco um 1,2 Mrd. Euro erworben. Von einer Zusammenlegung der beiden Unternehmen erhofft Cinven sich Größenvorteile. Es gehe nicht um Kostensenkungen, sagte ein Insider. Mit dem Verkauf an Cinven erfüllen sich die Hoffnungen von Synlab-Gründer und -Chef Bartl Wimmer, der selbst an dem Unternehmen beteiligt ist. Er hatte einen Kaufpreis von 1,7 bis 1,9 Mrd. Euro erwartet. In Europa sei Platz für zwei große Laborkonzerne mit 2 bis 3 Mrd. Euro Umsatz, hatte er Reuters im April gesagt. Bisher haben die beiden Branchengrößen aber nur einen Marktanteil von fünf Prozent.

Synlab ist mit einem Umsatz von 756 Mio. Euro hinter der australischen Sonic Healthcare schon jetzt Nummer zwei auf dem zersplitterten Markt. Seit dem Einstieg von BC Partners vor sechs Jahren hatte Synlab 60 Laborbetreiber zugekauft, darunter die österreichische FutureLab und die MVZ Leverkusen. Für den Investor war Synlab ein gutes Geschäft: BC Partners habe das 2,7-fache seines Einsatzes erwirtschaftet, sagte einer der Insider.

Cinven habe in der Bieterschlacht um Synlab den schwedischen Finanzinvestor EQT und die schweizerische Labor-Gruppe Unilabs aus dem Feld geschlagen. Auch sie hatten sich vorgenommen, einen Laborkonzern zu schmieden. Unilabs gehört den Beteiligungsfirmen Apax und Nordic Capital. Die Nummer zwei auf dem rund 4,5 Mrd. Euro großen deutschen Labor-Markt, die Hamburger Amedes, dürfte ebenfalls in absehbarer Zeit zum Verkauf stehen. Sie gehört dem Finanzinvestor General Atlantic.

Mehr als die Hälfte des Kaufpreises will Cinven mit Schulden finanzieren. Laut Bankenkreisen sind Hochzins-Anleihen über rund eine Milliarde Euro geplant, die von Barclays, Deutsche Bank, Goldman Sachs und JPMorgan arrangiert werden sollen. Mit einem hohen Anteil von Fremdkapital erhöhen Private-Equity-Firmen ihre Renditen. Bedient und getilgt werden müssen die Kredite von den Unternehmen, die damit gekauft wurden. (APA/Reuters, 25.6.2015)