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Kerzen zur Erinnerung an die Opfer von Graz.

Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

Die Route des Gedenkmarsches.

Nach der Amokfahrt eines 26-Jährigen am Samstag in Graz wird nun nach dem privaten Hintergrund des Beschuldigten geforscht: Der Mann soll in sozialen Netzwerken im Internet aktiv gewesen sein, doch es ist nur ein Posting zu finden. Andere Einträge sollen gelöscht worden sein, berichteten Medien am Mittwoch. Die Ermittler bestätigten das nicht.

1.166 "Likes" hat der Beschuldigte auf seiner Facebook-Seite. Sie wurde ihm von den Ermittlern bereits zugeordnet. Ein einziger Eintrag ist in der Chronik zu finden: Das Musikvideo "Beat It" von Sean Kingston ft. Chris Brown und Wiz Khalifa. Darüber steht geschrieben: "Hurensöhne Not In My Name". Das Posting ist mit 20. Juni, 10.39 Uhr datiert – etwa eineinhalb Stunden vor der Amokfahrt.

Auf der Facebook-Seite ist unter "Info" ein Link zu einer Internetseite angegeben, deren URL auch zu einem Twitter-Account passt. Laut den Ermittlern gibt es Anhaltspunkte, dass auch dieser dem Beschuldigten zuzuordnen ist. Demnach hatte der 26-Jährige mehr als 2.000 Follower und folgte knapp 2.800 anderen auf Twitter. Dennoch wird kein einziger Eintrag angezeigt. Beigetreten war er im Mai 2013. Viele der Follower dürften aus dem arabischen Raum sein.

Zustand zweier Opfer weiter kritisch

Aus dem LKH Graz hieß es am Mittwochvormittag, dass sich am kritischen Zustand zweier Opfer nichts geändert habe. Bei der Amokfahrt wurden drei Menschen getötet und 36 verletzt.

Die Route des stillen Gedenkmarschs am Sonntag ist Dienstagnachmittag von den Behörden abgegangen und genehmigt worden: Sie wird aus Sicherheitsgründen nicht der Route der Amokfahrt folgen, sondern wegen der zu erwartenden Tausenden Teilnehmer über breitere Straßenzüge geführt. Der Marsch wird um 16.30 Uhr am Griesplatz starten, über die Grazbachgasse in die Wielandgasse und über den Joanneumring zum Eisernen Tor und Hauptplatz führen. Entlang der Strecke werden Sperren und Fluchtwege errichtet, daher ist eine Teilnahme nur ab Griesplatz möglich. Am Hauptplatz werden einzelne Bereiche geöffnet, um zusätzliche Teilnehmer einzulassen – zu bedenken sei aber, dass der Platz nur beschränktes Fassungsvermögen hat, hieß es seitens der Behörden.

Beim Gedenkakt am Hauptplatz haben neben Bundespräsident Heinz Fischer auch Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und die steirischen und Grazer Regierungsspitzen ihre Teilnahme zugesagt.

Bereits für 10 Uhr ist am Sonntag eine Gedenkmesse in der Grazer Stadtpfarrkirche angesetzt. Das bereits länger geplante Pfarrfest soll "ganz im Zeichen des Mitgefühls, der Trauer und des Gedenkens" stehen, hieß es in einer Aussendung am Mittwoch. Anstelle des sonst anschließenden Sommerfestes rund um die Kirche lade man im Brunnenhof zu einer einfachen Agape. Damit wolle man Raum und Möglichkeit bieten, aller Betroffenheit Ausdruck zu verleihen.

Der 31. Kleeblattlauf des Unisportinstitutes wird um eine Woche auf Freitag, 3. Juli, 17.00 Uhr verschoben, ebenso wie das stets daran anschließende USI-Fest. In Abstimmung mit dem Rektorat wird das Universitätssportinstitut (USI) das Sportereignis im Gedenken an die Tragödie in der Grazer Innenstadt als "Lauf der Solidarität" abhalten. Es soll auch eine Möglichkeit geben, für die Opfer zu spenden.

Aktive Kontaktaufnahme mit Weggewiesenen

In der Debatte um die Betreuung weggewiesener Männer in Krisensituationen betont die Organisation Neustart in einem Konzept, dass nach Gewaltausübung in der Familie aus ihrer Wohnung verbannte Männer von Unterstützungseinrichtungen möglichst zeitnah aktiv kontaktiert werden sollten.

Auch der Beschuldigte der Amokfahrt von Graz war Ende Mai aus seiner Wohnung weggewiesen worden. Wirksamer Schutz vor Gewalt beziehungsweise erneutem Ausüben von Gewalt bedarf nach Erkenntnissen von Sozialarbeitern einer persönlichen Konfrontation des Täters mit seiner Tat und deren Folgen, mit dem Eröffnen von Möglichkeiten zur Änderung seiner Konfliktmuster und der Hilfestellung dazu. "Es muss vermieden werden, dass Täter sich zurückziehen und die Schuld verdrängen. Deshalb ist es wichtig, dass sie sofort angesprochen werden", erläuterte Neustart-Pressesprecher Andreas Zembaty. (APA, 24.6.2015)