Bild nicht mehr verfügbar.

Wetterkapriolen, die zu Dürren und Überschwemmungen führen, dürften in Österreich künftig mehr die Regel als die Ausnahme sein, warnen Experten des Umweltbundesamts.

Foto: APA/Feuerwehr/C. Karner

Wien – Österreich steuert geradewegs auf eine Situation zu, in der die durchschnittlichen Temperaturen um einiges höher liegen werden als heute. Dürren und Überschwemmungen dürften dann mehr die Regel als die Ausnahme sein – mit allen daraus folgenden Konsequenzen. Auch wenn es sich um eine überregionale Entwicklung handelt: Österreich leistet keinen Beitrag, um den Klimawandel zu bremsen.

Noch lasse sich das Schlimmste verhindern, sagte der Chef des Umweltbundesamtes, Jürgen Schneider. Voraussetzung sei aber, dass von der Bundesregierung ehestmöglich eine kombinierte Klima- und Energiestrategie mit ambitionierten Zielen für die Jahre 2030 bis 2050 vorgelegt werde. Kombiniert deshalb, weil zwischen beiden Feldern – Klima und Energie – eine starke Wechselwirkung bestehe. "Dass Österreich nicht bereits über eine kombinierte Strategie verfügt, ist ein Unding", sagte Schneider.

Durchrechnung mehrerer Szenarien

Das Umweltbundesamt hat mit Unterstützung der Austrian Energy Agency, der Energy Economics Group an der Technischen Universität Wien sowie des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik der Technischen Universität Graz mehrere Szenarien erstellt. Dabei wurde der Zeithorizont erstmals bis 2050 aufgespannt. Ergebnis: Ein "Weiter so wie bisher" treibt den energetischen Endverbrauch bis 2050 auf etwa 1.240 Petajoule (PJ). Mit zusätzlichen Maßnahmen lässt er sich knapp unter der 1.100-PJ-Marke stabilisieren. Eine deutliche Verringerung gegenüber dem Status quo ist allerdings nur noch mit einschneidenden Maßnahmen möglich, die im Moment jedoch nicht absehbar sind.

Diese drei Szenarien sind fast deckungsgleich mit den erwarteten Kurvenverläufen der Treibhausgasemissionen, wobei es doch erhebliche Abweichungen je nach unterstellter wirtschaftlicher Dynamik geben kann.

Ruf nach Ökosteuerreform

Am höchsten sind die Emissionen, wenn keine zusätzlichen Maßnahmen gesetzt werden und ein Wirtschaftswachstum von 2,5 Prozent pro Jahr unterstellt wird. Deutlich niedriger sind sie, wenn die Konjunktur in Österreich nur mit 0,8 Prozent pro Jahr zulegt – eine Annahme, die zumindest aus heutiger Sicht näher an der Realität scheint.

Zu den Maßnahmen, die in Österreich zusätzlich ergriffen werden müssten, gehörten unter anderem eine längst überfällige Ökosteuerreform, kombiniert mit einem forcierten Ausbau der Elektromobilität und des öffentlichen Verkehrs, zudem eine beschleunigte thermische Sanierung von Altbeständen inklusive gewerblicher Gebäude und ein noch stärkeres Augenmerk auf Energieeffizienz.

China rüstet um

Zwischen all dem Pessimismus, der durch das politische Nichtstun noch verstärkt wird, gibt es laut Schneider doch auch Grund für Optimismus. So sind die weltweiten CO2-Emissionen im Vorjahr nicht oder nur ganz wenig gestiegen. Dies sei umso bemerkenswerter, als die Wirtschaft im Vorjahr global um immerhin drei Prozent zugelegt habe. Dass der CO2-Ausstoß nicht weiter gestiegen sei, habe in erster Linie mit China zu tun. Von den rund 270 Milliarden Dollar, die im Vorjahr weltweit in den Ausbau der erneuerbaren Energien geflossen sind, ist nahezu jeder dritte Dollar in China ausgegeben worden. (Günther Strobl, 24.6.2015)