Schülerinnen und ein Schüler der Tourismusfachschule in Bhutan.

Foto: Standard/Eder

Unweit der Schule wurde von einer österreichischen Architektin ein Hotel errichtet. Nach seiner Eröffnung, soll es Übungsstätte für die Tourismusfachschüler werden.

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Inkludiert im Taggeld von 250 Dollar ist der Aufenthalt in einem Dreisternehotel. Wer Luxus sucht, muss aufzahlen.

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Der Punakha Dzong – eine der wichtigsten heiligen Stätten – ist ein beliebtes Ziel unter Touristen.

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Hoch oben im Himalaya liegt das Tigernest. Ein Kloster, das in einen Felsvorsprung gebaut wurde – ohne Zufahrtsstraße. Die bekannteste Sehenswürdigkeit Bhutan kann nur besuchen, wer eine lange Wanderung auf sich nimmt, um das Bergmassiv zu erklimmen. Es sind diese Bilder der Abgeschiedenheit, mit denen Bhutan sein Image als geheimnisumwitterte, zurückgezogene Binneninsel der Seeligen bewirbt.

Kein individuelles Reisen

Und tatsächlich, Bhutan ist und bleibt in einer durch und durch globalisierten Welt, bei der die nächste Flugreise nur einen Klick entfernt ist, immer noch eines der wenigen Reiseziele, das von sehr wenigen Menschen jährlich angesteuert. Nicht so sehr, weil es für Weltenbummler keine interessante Destination darstellt, sondern weil es nur für wenige leistbar ist.

250 Dollar muss ein Tourist, der nach Bhutan reist, täglich zahlen. Eine Gebühr, in der immerhin die Nächtigung im Dreisternehotel, Halbpension sowie Transport inkludiert sind. Trotzdem bleibt es eine beträchtliche Summe Geld für den Aufenthalt in einem Entwicklungsland. Touristen können nur geführte Reisen buchen, individuelle Urlaubsplanung ist nicht möglich. Jugendliche Backpacker sind in den Jeeps, die in das nächste Tal unterwegs sind, deshalb nicht zu sehen.

Angst vor Umweltzerstörung

Der elitäre Ansatz, der den Aufenthalt für eine große Anzahl unerschwinglich macht, wird in Bhutan unter dem Motto "High Value, Low Impact Tourism" verkauft. Karma Thinley, Direktor der Tourismusfachschule in Bhutan drückt es ganz drastisch aus: "Wir wollen, dass Historiker, Doktoren und Millionäre zu uns kommen." Hippies hingegen hätten hier nichts verloren.

Viele Bhutaner hegen außerdem die Angst, von Ausländern überrannt zu werden. Das Land für jeden zu öffnen halten sie nicht für erstrebenswert. Wichtiger sei es, die Einzigartigkeit des Landes, Tradition und Natur, zu bewahren. Der Himalaya-Staat Nepal wird von Tourismusschüler Yeshi Tshetrim als Negativbeispiel gebracht: "Die Touristen und Bergsteiger dort kümmert es nicht, dass sie die Umwelt zerstören." Im Gegensatz zu Nepal sind in Bhutan einige der höchsten Berge für Bergsteiger gesperrt, um die buddhistischen Gottheiten nicht zu stören.

550 Österreicher in Bhutan

"Das Letzte, was ich mir für die Touristen, die uns besuchen, wünsche, ist, dass sie mehr Touristen als Bhutaner treffen", sagt der Premierminister Tshering Tobgay zum STANDARD. Davon ist man allerdings weit entfernt, betrachtet man die Touristenzahlen von 2013. In Österreich gab es 36,8 Millionen Touristen, im 700.000-Einwohner-Land Bhutan 90.000.

Den größten Anteil an Touristen in Bhutan stellen Inderinnen und Inder, auch weil diese (neben Touristen aus Bangladesch und den Malediven) nicht die 250 Dollar pro Tag zahlen müssen. Dann folgen im Besucherranking Thailand und die USA. Aus Österreich haben im Jahr 2013 immerhin 550 Personen das Land bereist.

Wirtschaftsfaktor Tourismus

Paradoxerweise ist aber gerade der Tourismus eine der wenigen Branchen im rohstoffarmen Bhutan, die die wirtschaftliche Entwicklung im Land vorantreiben könnte. Hier gibt es die meisten Jobs. "Wir setzen große Hoffnungen in den Tourismus", sagt auch Thinley von der königlichen Tourismusschule, die in starkem Austausch mit der ITH Salzburg steht. Jährlich beginnen rund 50 Studenten ihre Ausbildung und konzentrieren sich entweder auf Hotel- oder Tourismusmanagement.

Die Philosophie rund um das Bruttonationalglück fließt in die Tourismuspolitik ein und verhindert, dass in Bhutan riesige Hotelbauten oder Shoppingcenter errichtet oder Straßen quer durch Naturschutzgebiete geführt werden. Stattdessen gibt es als Tourist auf dem Land die Möglichkeit, mit Bhutanerinnen und Bhutanern direkt in ihren einfach gehaltenen Häusern und Hütten zu leben und so deren Gepflogenheiten kennenzulernen. Nachhaltigkeit wird großgeschrieben, auch wenn man dafür als Reisender viel Geld mitbringen muss. (Teresa Eder, 2.7.2015)