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Dylann Roof wurde dem Richter per Videoschaltung vorgeführt.

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Trauer in Charleston.

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Dylann Roof nach seiner Festnahme.

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Nach dem neunfachen Mord an Afroamerikanern in einer Kirche in Charleston bleibt der mutmaßliche Todesschütze in Haft. Dies hat ein Richter im US-Staat South Carolina am Freitagnachmittag (Ortszeit) beim ersten Gerichtstermin des 21-jährigen Dylann Roof angeordnet. Zugleich setzte er eine Kaution von einer Million US-Dollar wegen unerlaubten Besitzes einer Schusswaffe fest.

Bei der Anhörung per Videokonferenzschaltung gab Roof unter anderem an, arbeitslos zu sein. Bei einer Verurteilung könnte ihm die Todesstrafe drohen. Ihm wird Mord in neun Fällen sowie der Besitz einer Schusswaffe bei einer Gewalttat vorgeworfen. In den kommenden Wochen muss eine sogenannte Grand Jury aus Laienrichtern entscheiden, ob die Beweise für eine offizielle Anklage ausreichen.

"Aus allen Blickwinkeln"

Die US-Bundesbehörden prüfen die Einstufung des Angriffs als Terroranschlag. "Dieser herzzerreißende Vorfall war zweifellos darauf ausgerichtet, Angst und Schrecken in dieser Gemeinde zu verbreiten", sagte die Sprecherin des US-Justizministeriums, Emily Pierce, am Freitag.

Die Ermittler würden den Fall daher "aus allen Blickwinkeln" betrachten, darunter die Möglichkeit eines inländischen Terrorakts. Bisher hatten die Bundesbehörden nur von Ermittlungen wegen eines sogenannten Hassverbrechens gesprochen.

"Rassenkrieg"

In der Nacht auf Freitag hatte Roof, der am Donnerstag verhaftet worden war, neun Morde gestanden. Ein Ermittler sagte dem Nachrichtensender CNN, Roof habe eigenen Angaben zufolge versucht, einen "Rassenkrieg" auszulösen.

Roof war der Polizei rund 14 Stunden nach dem Angriff bei einer Verkehrskontrolle im 400 Kilometer entfernten Shelby (North Carolina) aufgefallen und wurde umgehend per Flugzeug zurück nach Charleston gebracht.

Roof hatte eine Stunde lang der Andacht in der Emanuel AME Church gelauscht, bevor er in rassistische Beschimpfungen ausbrach und das Feuer eröffnete. "Ihr vergewaltigt unsere Frauen, ihr übernehmt unser Land", soll er dabei gerufen haben.

Verwandten zufolge hatte Roof die Tatwaffe erst im April als Geburtstagsgeschenk von seinem Vater erhalten. Die Familie lehnte sämtliche Interviewanfragen ab.

Waffendebatte

Präsident Barack Obama sagte, irgendwann müssten sich die USA mit den Ursachen solcher Gewalttaten auseinandersetzen. Er verwies auf die unbewältigten Probleme zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und die laxen US-Waffengesetze. Wieder einmal habe ein Täter es zu leicht gehabt, an eine Schusswaffe zu kommen. "So etwas geschieht nicht an anderen Orten mit einer solchen Häufigkeit", sagte Obama zur Rechtslage.

Gouverneurin fordert Todesstrafe

Auch die demokratische Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton forderte eine Reform des Waffenrechts. Gouverneurin Nikki Haley sprach sich dafür aus, den 21-Jährigen zum Tod zu verurteilen.

Erst Anfang April hatte in Charleston der Polizist Michael Slager den fliehenden Afroamerikaner Walter L. Scott in den Rücken geschossen. Ohne das Video eines Passanten wäre der Fall vermutlich nie aufgeklärt worden (DER STANDARD berichtete). (bed, 19.6.2015)